Eine Besprechung von „Two Dreams“ zum jetzigen Zeitpunkt ist vor allem deswegen eine zwiespältige Aufgabe, weil selbst die neusten Songs dieses Projekts eigentlich schon seit fast einem Jahr veröffentlicht sind. Und dennoch können einen Circa Survive mit so einem Schritt noch einmal an die im Streaming-Zeitalter gefühlt fast vergessene Frage erinnern, was es eigentlich bedeutet, ein Album zu hören. Funktionieren die zwei, zumindest im Titel als Zusammenhang entworfenen EPs „A Dream About Love“ und „A Dream About Death“ tatsächlich als so zusammenhängendes Produkt oder müssen sie eigentlich gar nicht miteinander existieren?
Grundvoraussetzung für irgendeine funktionierende Symbiose: Alle Songs beider EPs funktionieren ganz für sich schon einmal hervorragend und schaffen den beeindruckenden Spagat, gleichsam interessant gemacht zu sein und sich dabei niemals sperrig dem Musikgenuss in den Weg zu stellen. Als sehr prägnant erweist sich der äußerst geschmackvolle Einsatz elektronischer Elemente, die den Kompositionen nicht nur als sekundäres Beiwerk mit Aha-Effekt dienen, sondern tief in die Struktur des Sounds eingreifen. Das eröffnende „Imposter Syndrome“ schwebt irgendwann vollkommen im Synthesizer-Nebel und erinnert dabei – nicht zuletzt auch durch Anthony Greens Gesangsstimme, die immer auf dem Mittelpunkt zwischen Greg Gonzalez und Tilian Pearson – an alte Großtaten der britischen Electronic-Rocker Losers, ohne dabei deren epochalen Gestus anzuvisieren. Stattdessen scheint jeder Song auf „Two Dreams“ bemerkenswert austariert: Einzelne Klangelemente werden nicht nur fingerzeigend vorgestellt, sondern fügen sich organisch in ihre restliche Umgebung ein, wodurch sie viel Platz erhalten, um sich zu entwickeln. Dadurch entsteht ein packender Detailreichtum, der die gesamte Platte trägt.