Michael Dreilich (Blackout Problems): Die Corona-Krise betrifft jeden Menschen gleich, egal ob körperlich in Form des Virus' oder gesellschaftlich in Form der Privilegien, die viele von uns genießen und die in Zeiten wie diesen deutlicher denn je zum Vorschein kommen. Ich persönlich glaube fest daran, dass die Kulturschaffenden in diesem Land diese Krise durchstehen und in der Zwischenzeit neue Wege finden werden, zu kreieren und Kreationen zu den Leuten zu bringen. Wer schon mal etwas aus dem Nichts erschaffen hat, kann das auch nochmal und immer wieder tun. Dennoch gibt es Clubs, Festivals, Crews und Bands, die es gerade schwer haben und manchmal drohen, den Glauben zu verlieren. Nur durch gegenseitige Wertschätzung in Form von Spenden, Streaming, Förderungen und so weiter können wir uns allen gegenseitig helfen. Wer jetzt immer noch meint im eigenen Boot zu sitzen, hat vorher schon alleine gerudert. Ich spüre den starken Willen, zusammenzuhalten und glaube, dass viele neue Dinge aus diesem Tief entstehen werden und kann somit positiv in die Zukunft blicken. Uns als Band betrifft es vergleichsweise milde. Klar, auch wir kämpfen jetzt finanziell ums Überleben und müssen Pläne verschieben, aber wir können trotzdem produktiv sein und haben Perspektive. Auch wenn es gerade schwer fällt alleine und nicht zusammen Musik machen zu können, können wir immer noch alle Musik machen, Musik hören, Artikel schreiben, Platten rezensieren oder Interviews führen oder geben. Diese Situation nur ansatzweise als schlimm zu bezeichnen und kein Wort über die Menschen zu verlieren, deren Leben gerade in Gefahr ist, weil sie auf einer Insel in Griechenland festsitzen oder mit Vorerkrankungen und im höheren Alter in einem Pflegeheim liegen und nicht verstehen, warum sie keinen Besuch mehr bekommen können, finde ich nicht nur unangebracht, sondern auch egoistisch. Bei kreativen Arbeiten spielt Emotion eine sehr große Rolle und es fällt uns schwer, uns eine Welt ohne Kultur vorzustellen. Lasst uns dennoch auf die Menschheit nicht nur als Musikszene, sondern als Ganzes blicken und niemanden vergessen oder zurücklassen.