Es ist Anfang Juni. Für die alteingesessenen Park- und Ringrocker von nah und fern ein fester Termin im Kalender, um sich wieder Dosenbier, Dixiklo und dermaßen vielen Livebands zu widmen, von denen nur ein Bruchteil des Line-Ups überhaupt zu packen ist. Ich selbst behauptete in der Vergangenheit stets, es eine Nummer (eher sechs Nummern) kleiner zu mögen. Sei es Balarock oder Pell-Mell-Festival, ich hatte einfach bisher noch nie das Bedürfnis, mich auf die überfüllten Freiflächen eines der beiden größten Festivals Deutschlands zu begeben. In diesem Jahr siegten jedoch meine Neugierde und der einfache Gedanke, dass man Erfahrungen dann beurteilen (oder auch verurteilen?) sollte, wenn man sie selbst gemacht hat. Mein Ticket besorgte ich mir also schon ohne das Line-Up zu kennen und ab diesem Tag hieß es hoffen. Hoffen darauf, dass man auf Veranstalterseite das Festival zurück zum im Namen zu findenden "Rock" führt und nicht wieder zu viel Apache oder K.I.Z. auf den Flyer packt. Immerhin, dieses Hoffen hat sich gelohnt, denn ganz oben thronten in diesem Jahr unter anderem die Namen Green Day, Billy Talent, Broilers, Parkway Drive, Corey Taylor, Machine Head, Avanged Sevenfold, Beartooth und Kreator. Aber auch Kraftklub und die ärzte, die bei mir zum einen ein "könnte man sich zumindest ansehen" und zum anderen ehrlichen Jubel auslösten. Måneskin, Queens Of The Stone Age oder Electric Callboy habe ich jedoch eher gleichgültig hingenommen. Die Stimmen für mehr Rock und Metal aus der Community wurden aber immerhin erhört und umgesetzt. Dass hier auch die im letzten Jahr gesunkenen Besucherzahlen eine Rolle spielen könnten, ist eine reine Vermutung von mir. Ein Indiz: Für 2024 hörte ich von keinen reduzierten Tickets über Vorteilsportale, im Gegensatz zum letzten Jahr. Der Vorverkauf schien also eher gut zu laufen.
Vor dem ersten Tag bei Rock im Park wird mir schnell klar, wie viel Planung im Vorfeld nötig ist: Wann und wo darf ich mit meinem Ticket mein Bändchen abholen? Wie funktioniert das bargeldlose Zahlen am Festivalgelände und wie das Aufladen des Chips vorab, ohne diesen überhaupt in der Hand zu halten? Wie verlaufen die Wege zwischen den Bühnen vor Ort? Wie komme ich in die vorderen Wellenbrecherbereiche, wenn ich eine Show aus der Nähe sehen möchte? Einige dieser Punkte lassen sich gut planen, manche ergeben sich jedoch erst vor Ort. Was die Bands angeht, habe ich mir einen groben Plan ausgearbeitet, was unbedingt sein muss, wen ich vielleicht sehen möchte und wo ich wirklich spontan entscheiden möchte. Plane ich hier vielleicht viel zu streng? Sollte ich mich eher treiben lassen und vor Ort schauen, wie der Hase läuft? Ich merke früh, dass Rock im Park aufgrund der schieren Größe nicht "einfach hinfahren und loslegen" ist. Typisch für mich stehe ich am ersten Tag bereits zwei Stunden vor meiner ersten eingeplanten Show der Donots vor dem zwischen Campingplätzen und Funpark (mit Autoscooter und Karussell) aufgebauten Lidl und muss das erste Mal breit grinsen. Das liegt zum einen daran, dass beim Betreten des Lidl laut Callejon läuft und zum anderen daran, dass es hier von Campingstuhl bis Verpflegung wirklich alles zu Discounterpreisen zu kaufen gibt, was auf den Zeltplätzen gebraucht wird (oder gebraucht werden könnte). Jedoch hat es einen faden Beigeschmack, dass die exakt gleiche Dose Radler am Festivalgelände in den Plastikbecher geschüttet wird und dort fast 700% teurer ist als hier.