Oh wow. Okay. Juli… Juli und mein persönlicher Musikgeschmack sind ungefähr so weit auseinander, wie die Erde und das Restaurant am Ende des Universums. Denke ich an Juli, bin ich in meinem Kopf sofort wieder in der Schule. Ich weiß nicht woran es liegt, aber Juli waren für mich schon immer die „Abi-Band“, die ihre Erfolge in Schulforen und auf Sommerfesten der Freiwilligen Kinderfeuerwehr feiern. Klingt gemein, ich weiß. Dennoch, das ist meine unmittelbare Assoziation zu dieser Band. Aber ich tue Juli damit unrecht. Denn schließlich sind Juli (für eine gewisse Zeit) eine feste Größe im Deutschen Popgeschäft gewesen. Und der Erfolg gibt ihnen Recht. Das heißt allerdings nicht, dass ich auch nur einen Finger breit etwas mit der Platte „Ein neuer Tag“ anfangen könnte. Mal abgesehen von einer alles in allem sehr, sehr gut produzierten Platte, kickt mich dieser Shit leider gar nicht. Ich habe bei (fast) jedem Song ein Gefühl von: Wir bleiben schön brav bei Pop-Schema-F, damit diese Platte auch genau so erfolgreich wird wie der Vorgänger „Es Ist Juli“. Bloß keine Ecken, bloß nichts experimentelles. Die Lyrics? Meiner Meinung nach der Versuch, irgendwelche großen Gefühle zu besingen, in denen sich jeder Mensch wiederfinden kann. Immer wieder „geht es los“, wird irgendwohin aufgebrochen, Beziehungen werden hinter sich gelassen und Freundschaften besungen. Das ist so rund, weich und schön, dass es mich mich selber vollkotzen lässt. Zu viel Herzschmerz, beste Freunde- und Ponyhof-Ästhetik für meinen Geschmack. Bis auf den Song „Am Besten sein“ gibt es eigentlich keinen einzigen ausgestreckten Mittelfinger, keine echte Wut auf irgendetwas (selbst bei diesem Song klingt der Protest halbherzig und nicht wirklich authentisch) und schon gar keine Texte, die meine Weltsicht ins Wanken bringen oder mich in irgendeiner Form inspirieren. Hmmm, nix für mich, aber ich bin ja auch nicht die Zielgruppe.
Musikalisch ist bei dieser Platte alles in Ordnung. Punkt. Und da liegt mein Problem. Alles ist irgendwie richtig und gut. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Tatsächlich gibt es hier schon eher mal ein paar „Experimente“. Manche sind besser gelungen, mache eher so gar nicht (bei einer so hoch antizipierten Platte kommen Synth-Bläser dann doch eher mit einer Stadtfestcoverbandattitüde daher. Da hätte man sich vielleicht doch den ein- oder anderen Tröter ins Studio einladen können.) Sonst gibt es da aber nicht viel zu meckern. Gut durchdachte Arrangements, gute Musiker und eine Erste-Sahne-Produktion klingen auf allen Boxen gut und machen alles richtig. Tja, also was soll ich sagen? Irgendwie alles gut und dennoch holt es mich keinen Zentimeter weit ab. Juli haben hier einen Schlüssel zum Erfolg geschmiedet, der allerdings keines meiner persönlichen Schlösser öffnet.