Internationale Kritiker lobten das Phänomen Zeal & Ardor in den höchsten Tönen und auch unsere Redaktion scheint Gagneux‘ Bann zu erliegen. Während „Devil Is Fine“ noch zu ungläubigem Kopfschütteln führte, hat man sich mittlerweile an die abstruse Genre-Mixtur aus Blues, Gospel und Black Metal gewöhnt. Was auf dem Debüt-Album noch nach einer spannenden Idee klang, wurde auf „Stranger Fruit“ derart perfektioniert, dass Zeal & Ardor ungeahnte Aufmerksamkeit generierte. Bei „Live In London“ handelt es sich nun um ein umfangreiches Live-Album, das während der Headliner-Tour Anfang Dezember 2018 aufgezeichnet wurde. Mit 22 Songs und 80 Minuten Spielzeit wurden die Fans in London an diesem Sonntagabend beschallt. Wer in ebendiesen Genuss kommen möchte, sollte für genügend Zeit und die Möglichkeit sorgen, die Anlage voll aufdrehen zu können.
Zu Beginn wird die Geduld der Hörerschaft gute drei Minuten auf die Probe gestellt, bis schließlich die düsteren Beschwörungsformeln von „In Ashes“ erklingen. Während der ersten Songs wird bereits deutlich, wie sich der Klang der Musik während der Live-Performance verändert. Der Gesang, der auf den beiden genannten Alben ohnehin schon magisch wirkte, rückt noch weiter ins Zentrum der Songs. Gagneux‘ Gesang wirkt weitaus mächtiger, roher und aufwühlender, als jemals zuvor. Was das letzte Studio-Album durch Mikrofon-Simulation an Authentizität einbüßen musste, wird hier in vielfacher Form wieder gut gemacht. Während vor allem die Soul- und Blues-Parts jetzt ungeheuer emotional und ehrlich klingen, wird durch die Scream- und Metal-Passagen eine unbändige Energie freigesetzt, die in „Stranger Fruit“ besonders vereinnahmend, wild und gewaltig klingt. „Row Row“ und „Blood River“ sind ebenfalls eindrucksvolle Beispiele dafür, dass die Symbiose aus Metal, Gospel und Blues auch live erstaunlich gut funktioniert.