Dagegen erscheinen Lieder wie „100.000 Songs“ und „Ich bin der Fahrer, der die Frauen nach Hip Hop Videos nach Hause fährt“ unfassbar belanglos, da sie es nicht schaffen, Uhlmanns sonstigem Niveau gerecht zu werden. Sie wirken wie Platzhalter, die man hat einbauen müssen, einfach um mehr Material vorweisen zu können. Mundharmonika und Glockenspiel wirken hier nicht wie eine Ode an die Freiheit, sondern nicht durchdacht und unpassend. Im Vergleich dann doch sehr schade, aber auch ein textlich pointierter Künstler wie Thees Uhlmann kann Lieder wie „Römer am Ende Roms“ oder „Kaffee und Wein“ nur einmal schreiben.
„Danke für die Angst“ ist das Highlight der Platte. Hier schafft es Uhlmann in gewohnter Manier Gefühle, für die so oft die Worte fehlen, exakt aufzuschreiben. Kleinstadt- und Großstadtleben mischen sich hier zu einer perfekten Symbiose und lassen die Hörerschaft nochmal die diffusen Emotionen durchleben, denen man beim Erwachsenwerden eben immer begegnet: Angst und Unwissenheit sind dabei, aber auch Mut und Trotz. Ganz nach dem Motto „Wenn du schreiben kannst, dann schreibe. Wenn du singen kannst, dann sing.“ finden sich insbesondere in diesem Song vollkommene textliche Sicherheit und musikalisches Selbstbewusstsein, dass dem Musiker gerecht wird und die man in einigen anderen Songs schmerzlich vermisst.
Auffällig in der Konzeption des Albums sind Songs wie „Avicii“, „Was wird aus Hannover“ und „Die Welt ist unser Feld“. Hier wird Thees Uhlmann auf eine merkwürdige Art und Weise entweder der textlichen ("Was wird aus Hannover") oder der musikalischen Ebene gerecht ("Avicii"), lässt die jeweils andere jedoch hinunterfallen. Auch durch mehrmaliges Anhören finden diese nicht zueinander, was durch das Potential der Songs, noch ärgerlicher erscheint.
Insgesamt findet man sich in einem Zwiespalt wieder. „Junkies und Scientologen“ enttäuscht einerseits, weil beim Hören das Gefühl aufkommt, dass Thees Uhlmann seinem eigenen Anspruch zur Perfektion nicht gerecht geworden ist. Anderseits überzeugen bestimmte Songs auf voller Linie, insbesondere die, die Uhlmann-typisch kritisch auf den Zeitgeist schauen und keine Scheu haben, tiefe Gefühle zu thematisieren. Das Live-Potential wird hier das ausschlaggebende Kriterium sein.