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Templeton Pek und "Watching The World Come Undone": Echt und atmosphärisch

Wenn musikalisch alles passt, muss an den Texten gearbeitet werden. Templeton Pek nehmen sich das auf „Watching The World Come Undone“ zu Herzen und krönen sich damit selbst zu Königen in der internationalen Punkszene.
Templeton Pek Watching The World Come Undone Cover

Internationale Brennpunkte gibt es zur Zeit zuhauf und durch Smartphones werden wir damit direkt konfrontiert. Trotzdem schaffen es manche Themen einfach nicht wirklich in die Musik. Tracks über die AfD und Trump gibt es viele, aber Songs über den Brexit sind äußerst schwer zu finden. In „The Awakening“ setzen sich die drei Briten mit genau diesem Thema auseinander. Die gewählte Waffe für die Botschaft ist mehr als treffend und schlägt voll ein. Brachialer, schneller Punk, mit gut gesungenen, gut verständlichen Worten.

Die Punkkeule können sie schwingen wie kaum jemand anderes im Vereinigten Königreich. Genau das machen sie auch zu Beginn des Albums. „Nowhere To Hide“ startet mit einer solchen Brutalität, dass es einen einfach nur mitreißen muss. Ein Song, der dafür geschrieben scheint, ein Konzert zu eröffnen. Der Grat der Härte übersteigt auch den des gängigen Punk beinahe, da allerdings sind die Grenzen bekanntlich schwimmend. „Oblivious“ schaltet zwei bis drei Gänge zurück, was aber wider Erwarten dem Flow der Platte nicht schadet. Allgemein ist es immer erfrischend, wenn es keine Songs auf einem Album gibt, die man skippen will, da sie nicht der Qualität der restlichen Platte entsprechen.  Andersherum ist es da schon besser. Wenn es Songs gibt, die andere überragen. Die Öffentlichkeit hat ihren Liebling gefunden, und so haben es Templeton Pek mit „Sirens“ auch in die gängigen britischen Radiostationen geschafft. Das Besondere ist, dass dieser Song in keiner Weise zurücksteckt oder die gängigen Pop-Punk-Allüren ankratzt, mit denen man sich leicht ein paar Fans ergaunern kann. Aber trotz dieses ganzen positiven Zuspruch ist „Sirens“ keines der Highlights des Albums.

Denn diesen Titel hat sich „The Aftermath“ verdient. Es gibt Begriffe, die einfach nicht zusammenpassen. „Atmosphärisch“ und „Punk“ zum Beispiel ist eine äußerst kontroverse Kombination, denn zu leicht verlässt man das Parkett dieses Genres. Nicht so Templeton Pek. Der sehr vorsichtig gehaltene Fade-In erzeugt schon falsche Rückschlüsse ob der Härte des Liedes, bricht aber mit der Erwartung. Schon mit dem ersten Schlag der Bassdrum setzen Bassist und Gitarrist voll ein. Besonders gut gemacht ist hier das eigentliche Punk-Paradestück, das die Rhythmusgitarre durch den Bass ersetzt, ohne dass das Gefühl aufkommt, es würde etwas fehlen. Der Vorteil beim Punk ist, dass einfach oft alles so brachial klingt, dass das nicht groß auffällt. Allerdings haben Templeton Pek auf „Watching The World Come Undone“ den Mut, der Leadgitarre viel Melodie zuzutrauen. Genau das gelingt auch sehr gut, allerdings in keinem Track so perfekt wie in „The Aftermath“. Das ist atmosphärischer Punk - mit Betonung auf Punk.

Dieses Album steht für sich selbst und ist einfach durch und durch Punk. Templeton Pek feilen an der letzten Schraube und machen mit ihren starken Lyrics weiter Boden gut und bieten mit „The Awakening“ auch endlich eine anständige Anti-Brexit-Hymne. Und wer bei diesem komischen Bandnamen noch nicht dahintergekommen ist, dem werfe ich hier zwei Begriffe zu: A-Team und Face.

Fazit

7.9
Wertung

Templeton Pek tun auf „Watching The World Come Undone“ alles, um ein herausragendes Punkalbum zu produzieren. Sie hauen einem die Musik brachial in die Fresse und vergiften dich dazu noch ganz nebenbei mit diesen starken Lyrics. Geile Scheiße!

Moritz Zelkowicz