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Teenage Bottlerocket und „Stay Rad!“: Did we get the joke?

Teenage Bottlerocket aus den Vereinigten Staaten bringen mit „Stay Rad!“ bereits ihr achtes Studioalbum auf den Markt. Die Band schafft dabei den Spagat zwischen Belustigung und ernstzunehmendem, eingängigen Punkrock, ohne aber das letzte Fünkchen zu entfachen.

„I Wanna Be A Dog“, „Creature From The Black Metal Lagoon“, „Wild Hair (Across My Ass)“, „The First Time I Did Acid Was The Last Time That I Did Acid“. Dass Unauffälligkeit bei Teenage Bottlerocket wohl eher nicht im Marketingplan steht, fällt selbst dem der Punkmusik fernsten Konsumenten auf den ersten Blick auf. Eher muss dort in fetten Lettern SCHNELL AUFFALLEN UND SCHRÄG WIRKEN stehen. Wer die Band bereits kennt oder einen Blick auf die vergangenen Werke wirft, dem fällt schnell auf, dass das wohl fester Bestandteil der Philosophie ist. Der erste Titel auf „Stay Rad!“, „You Don't Get The Joke“ lässt einen aber bereits an allem zweifeln, was man sich gerade erst oberflächlich zusammengereimt hat. Haben wir den Witz jetzt verstanden oder nicht? Gibt es überhaupt einen Witz? Fragen über Fragen…

Ganz so lustig, wie ihre Songs zwar klingen mögen, ist die Geschichte der Gruppe dann aber doch nicht. Nachdem es im Laufe der Jahre immer wieder personelle Veränderungen in der Band gab, folgte im Jahr 2015 die tragischste und unerwartetste:  Drummer Brandon Carlisle verstarb. Hört man sich „Stay Rad!“ nun über drei Jahre später an, muss man der Band Respekt zollen, sich davon nicht aus der Bahn werfen gelassen zu haben und hoffentlich in Brandons Sinne weiterhin Punkrock wie diesen zu zelebrieren.

Betrachtet man das Album auf den Inhalt der Musik reduziert, findet man mit „Stay Rad!“ ein Werk vor, das das Wesentliche nicht aus den Augen verliert. Dabei ist Punkrock an sich zum Glück keine Oper oder Theateraufführung, die schweigend genossen werden will, sondern bietet Platz zum Schmunzeln, Mitsingen, Tanzen. Ist man Freund von all dem, ist man mit „Stay Rad!“ wirklich gut beraten. Warum es etwas zum Schmunzeln gibt, hat bereits Erwähnung gefunden. Zum Mitsingen eignen sich die eingängigen Texte und Melodien, die sich durch das gesamte Album ziehen wie der berühmte rote Faden.  Tanzbar sind die melodischeren Titel „Stupid Song“, „I Never Knew“ oder „Everything To Me“. Zwischendurch werden schnellere Titel wie „I Want To Kill Clint Carlin“ eingestreut. Muss man für all das namhafte Vergleichsbands finden, spricht man im Zusammenhang mit Teenage Bottlerocket oft von Green Day, Ramones oder den Misfits. Geht man vom Sound allein aus, kann man diese Vergleiche vollkommen zurecht ziehen. Die Abstriche gibt’s in der B-Note, in Sachen Qualität der Songs fehlt das letzte bisschen Fingerspitzengefühl für „echte“ Hits.

Das Schöne an „Stay Rad!“: Es ist kaum möglich zu erahnen, was der Folgesong des gerade laufenden Tracks mit sich bringen wird. Eine musikalische Einheitlichkeit ist kaum zu erkennen, was aber keine Schwäche darstellt. Jeder Song wirkt in irgendeiner Hinsicht anders, keiner ist wie der Andere. Aufgrund der kurzen Titel rauscht das Album nur so an einem vorbei, während man sich mit solidem Punkrock berieseln lässt. Eine ohrenscheinliche Gemeinschaftlichkeit ist eine unterschiedlich große Portion Quatsch in jedem Titel. Teenage Bottlerocket haben Spaß an dem, was sie tun und das hört man. Man nimmt sich nicht zu ernst und vertont das eins zu eins, textlich wie musikalisch. Drei Akkorde, ordentlicher Beat, fertig ist die Punkmusik.

Fazit

6.3
Wertung

Ohne alle Ansprüche zu übertreffen, ist „Stay Rad!“ ein stabiler Punkrock-Tonträger, der ein bisschen Abwechslung ins Gehör bringt. Ich bin Fan von ehrlicher, spaßbelasteter Punkmusik und musste wirklich schmunzeln, wenn Teenage Bottlerocket zum Beispiel immer wieder betonen, nur einen „stupid punkrocksong“ zu spielen, während sie genau das tun. Für Punkrock- oder Skatepunkfans ein Grund, den Jungs eine Chance zu geben.

Mark Schneider