Reviews

Hell and High Water und “Neon Globe”: Alternative Rock zwischen Incubus und Queens of the Stone Age

Nach der hochgelobten EP “Bird” legen Hell and High Water “Neon Globe” als ersten Langspieler vor, welcher schön rund und abwechslungsreich der Indie-/Alternative- Welle der frühen 2000er huldigt.

Bei den ersten Tönen von Sänger Matthias muss man sich erstmal überzeugen, dass man hier nicht das neue Projekt von Josh Homme auf dem Plattenteller hat. Der hohe, leicht (positiv) nölige Gesang erinnert zusammen mit den Fuzz-Gitarren sehr an den Sound von Alben wie “Like Clockwerk” oder “Lullabies to Paralyze”. Bei Hell and High Water geht es, trotz der Ähnlichkeiten beim Gesang, wesentlich melodischer und weniger düster zu. Das ganze Album klingt sehr organisch, alles ist in sich schlüssig und jedes Bandmitglied weiß seine Rolle perfekt auszufüllen. Vor allem Bassist Kai sticht immer wieder, mit sehr geschmackvollen Licks und angezerrtem Les Claypool Sound, hervor und gibt dem Sound von Hell And High Water noch das berühmte gewisse Etwas. Besonders eindrucksvoll ist dies bei “While the Wise Man Smiles” oder “Rats” zu hören. Vor allem bei “Rats” gibt er den Noise-Orgien der Gitarre mit schönen Läufen zusätzlich Struktur.

Beim Titeltrack “Neon Globe”, machen die Drei noch einen sehr gelungenen Ausflug in Stoner-Rock Gefilde, den sie sehr schön mit der eigenen Stilistik verbinden. Melancholische und nachdenkliche Passagen wechseln sich dann auf einmal mit mächtigen Grooves ab, die belegen, dass man nicht nur über den Tellerrand schaut, sondern auch sinnvoll neue Einflüsse zu verarbeiten vermag.

Bei “Magnolia” geht es etwas ruhiger zu, hier erinnern Hell And High Water wieder an die neueren Queens of the Stone Age, vor allem des Gesanges wegen. “Grey Lines” macht noch einen Abstecher in Richtung Indie-Pop, wirkt aber zu keinem Zeitpunkt unauthentisch oder aufgesetzt.

Der neuneinhalb Minuten Epos “Sixteen” schließt das Album würdig ab, es gibt nochmal ordentlich Noise, Indie-Gitarren-Licks und es kann sich nochmal am phänomenal guten Bassspiel ergötzt werden.

Auch die anderen Songs auf “Neon Globe” sind durchdacht geschrieben, Gurken gibt es keine. Es ist ohnehin beeindruckend, eine Band auf ihrem ersten Album bereits so ausgereift zu hören. Wenn das Trio diese Basis nutzt, kann in Zukunft eigentlich nichts mehr schiefgehen.

Fazit

7.8
Wertung

Vielleicht bin ich der Einzige, aber ich bekomme beim Hören von “Neon Globe” immer wieder Flashbacks zu “Like Clockwerk” von Queens of the Stone Age. Und da “Like Clockwerk” das wohl stärkste Album seit “Songs for the Deaf” ist, finde ich “Neon Globe” auch super.

Jonas Mönter