Reviews

Devil May Care und „Echoes“: Schweiß und Tränen

Mit ihrem neuen Album „Echoes“ bringen die Würzburger Devil May Care ein grandioses Album mit großartig komponierten Post-Hardcore Songs in die Musikwelt. Ein Album voller Emotionen, rohen und ehrlichen Gefühlen, das für die Hörerschaft jetzt schon die Lust nach mehr wecken dürfte.

Angefangen mit dem Song „Dead Ember“ schaffen es die Jungs bereits beim ersten Song die Messlatte hoch zu legen und kreieren durch Doublebass, Screams und gute Gitarrenriffs eine herrlich düstere Atmosphäre. Mit dem Wort „episch“ lässt sich der Refrain des Songs sehr gut beschreiben. Durch gute Dynamik ist dieser Song der perfekte Einstieg. Mit ihrem zweiten Stück „Hollow Promises“ schaffen Devil May Care den perfekten Song für einen Moshpit bei Liveauftritten. Das Quartett versteht es, in der Bridge Spannung aufzubauen. Gefolgt von gleich zwei Melodien im letzten Refrain und dem Gitarrenriff im Hintergrund müsste live jetzt schon der Schweiß von der Decke tropfen.

Ein ebenfalls sehr eindrucksvolles Stück ist „Odyssey“, voll Wut, ungeklärten Fragen und der Suche nach Antworten auf den Sinn des Lebens. Fragen, die sich jeder Mensch mehr als einmal gestellt hat: „I left to find answers […] I lost my way, […] how can I survive?“. Wo geht die Reise hin? Wo gehöre ich hin? Am Ende ist jedoch klar, dass „der Name niemals aussterben wird“. Wenn die Jungs so weiter machen vermutlich nicht.

Sofort auffällig bei Devil May Care ist der vielseitige Gesang. Ob bei Shouts, Growls oder schön durchgesungenen Passagen; die Stimme des Sängers Tim Heberlein ist immer voll, voluminös und sauber (oder gewollt verzerrt-rau). In jedem Song steckt kompositorische Raffinesse und das Album wird auch bei mehrmaligem Hören nicht langweilig, auch wenn man bedenkt, mit welchem Thema sich die Band auf dieser Platte auseinander setzt.

Der Tod begleitet uns alle und ist allgegenwärtig, so auch auf dem Titeltrack von „Echoes“. Mit der Frage „Where are you? Somehow I can feel you, but why can’t I feel you when you’re not here?“ fragt der Sänger mit fast schon kindlicher Unschuld die verstorbene Person, wo sie denn sei und kommt am Ende des Songs zu dem Schluss, dass es kein Abschied ist, da das Echo ihn immer begleitet. Mit nur zwei Gitarren, Bass und Gesang treibt dieser Song jedem Menschen Tränen in die Augen, auch wenn man der englischen Sprache nicht bewandt ist. Unmissverständlich ist die Botschaft, unmissverständlich der Schmerz, der hier verarbeitet wird. Es ist ebenjene Verwundbarkeit und jene Ehrlichkeit, die das Herzstück und damit auch das gesamte Album so großartig machen.  

Mit „Wake Me Up“ bringt die Band den krönenden Abschluss, musikalisch wie auch lyrisch. „Try everything you can or can’t“ lässt auch in Verbindung auf den Titel des Stücks auf mehr hoffen. Ähnlich wie in „Odyssey“ mit vielen Screams legt die Band am Ende ihres Albums noch ein paar Pfund drauf und sorgt mit einem ruhigen Mittelteil übergehend in ein eindrucksvolles Ende für einen gutgelungenen letzten Song des Albums. Man möchte unbedingt für noch mehr teuflisch gute Musik geweckt werden.

Devil May Care erinnern mit ihrem Sound an Bands wie Disturbed oder Lower Than Atlantis, werden aber hoffentlich noch länger als letztere Musik machen. Druckvolle Drums, griffige Gitarrenparts und voluminöser Frontgesang sorgen für ein großartiges Hörerlebnis voll Abwechslung, Tiefe und Ehrlichkeit. Immer gerne mehr davon, bitte aber die Nachbarn vorwarnen, es kann laut und lang werden.  

Fazit

7.7
Wertung

Ich finde dieses Album sehr gelungen, gut komponiert und absolut empfehlenswert. Ehrlichkeit währt am längsten und Devil May Care haben mit ihrem neuen Album „Echoes“ etwas wunderbares geschaffen, mit tiefen Einblicken in ein Thema, über welches nur schwer zu sprechen ist. Hut ab für den Mut, Fleiß, die Arbeit, den Schweiß und den Tränen die in diesem Album stecken. Weiter so, Jungs!

Jan-Severin Irsch