Um die Chemnitzer Band rund um Nina Kummer, Lotta Kummer und Johann Bonitz zu verstehen reicht es eigentlich schon, wenn man sich das Intro ihres Debütalbums anhört. Mit der gewollt fehlenden Ernsthaftigkeit wirken Blond dabei eher wie ein experimentelles Kunstprojekt von Berliner Studenten und weniger wie eine ernstzunehmende Band. Das sie aber mit genau dieser seltsamen Art zunehmend Konzerthallen füllen, ist sehr gut nachzuvollziehen. Denn die provokanten Texte, gemischt mit rockigen Einfüssen und einer Spur von Von Wegen Lisbeth, ziehen einen direkt in eine Welt, die unserer thematisch zwar ähnlich scheint, sich praktisch aber von unserem Verständnis der Realität komplett unterscheidet. Die hypnoseartige Schönheit der Songs lässt einen durch Mansplaining, Regelschmerzen und vergeblich gesuchte Tinder-Matches gleiten.
Jeder von uns kennt mindestens einen „Thorsten“. Ü40, weiß, hetero und steht so gar nicht auf Frauen in Machtpositionen. Das Frauen im Jahr 2020 dieser Art von Männern immer noch beim „Mansplaining“ zuhören müssen, ist fraglich und im Anbetracht unserer modernen Zeit ein wenig altmodisch. Genau diese Thematik greifen Blond in dem Song „Thorsten“ auf und rebellieren gegen das System, in welchem man Frauen keine IT-Kenntnisse oder handwerkliches Geschick zutraut. Themen wie diese kommen im Deutschpop leider immer wieder zu kurz. Und Blond haben es sich offensichtlich zur Aufgabe gemacht, diese Themen anzusprechen.