The Bennies und "Natural Born Chillers": Schräger Klang-Spagat

The Bennies; ein (Band-)Name, den man vermeintlich in den 1960er Jahren verordnen könnte. Musik in einem Balanceakt zwischen „bleibt im Ohr“ und „anders als Dagewesenes“ - vermeintlich. Auch wenn keine typischen Rock’n’Roll Songs enthalten sind und wir das Jahr 2018 schreiben, so weist der Vibe von „Natural Born Chillers“ dennoch Parallelen zu der Hochphase der Beatles auf.
The Bennies Natural Born Chillers Cover

Selten beschreibt das Cover einer CD den Inhalt so treffend wie es hier der Fall ist. Fünf Strandbesucher, ausgeschnitten aus einer Zeitung, schauen in die Ferne und erblicken dabei gefaltete Hände. Sie präsentieren, über der Welt erhaben, Marihuana. Durchaus schräg, erklärt sich das Artwork aber mit dem ersten Durchlauf des Albums. Die Australier leiten ihr neues Material folgerichtig mit „Get High Like an Angel“ ein. Vorab bereits als Video-Single veröffentlicht, wird der musikalische Blumenstrauß direkt ausgefächert. Dem Intro, das so in jeder Kneipe aufgenommen worden sein könnte, folgen Bläser in einer geschmeidigen Strophe, ehe der Refrain ein Markenzeichen der Band offenbart: Stil- und Rhythmuswechsel. Der scheppernde Garagensound würde jeder Punkband stehen. Das Lied endet mit elektronischen Elementen, die so nicht zu erwarten sind.

Synthies prägen den gesamten Sound, sind zwischenzeitig eher hintergründig („Apathetic Revolution“) oder leiten den Song („Destination Unknown“) erst ein. Elemente des Funk („Trip Report“) oder reine Gute-Laune-Nummern, siehe Titeltrack, sind ebenso mit an Bord. Früher oder später bekommt es der Hörer jedoch mit drückenden Gitarren zu tun. So auch im Fall von „Very Shit Carpet“. 57 Sekunden Spielzeit und eine Spur Dropkick Murphys genügen dem letzten Lied, um den Hörer mit einem Grinsen zurückzulassen. Revolution und Ohrwurmfaktor, eben doch in der Manier der 60er.

Insgesamt ein überraschendes Album, das tatsächlich neu klingt. Zuordnungen in ein bestimmtes Genre spare ich mir bewusst, es würde nicht funktionieren. Die Produktion klingt angenehm rau und unterstreicht das Gesamtwerk. Treibend, rockig, elektronisch und latent verrückt – eine „musical transmission from Melbourne“.

Fazit

7.8
Wertung

The Bennies machen Spaß! Einige Titel blieben mir direkt nach dem ersten Durchlauf hängen und ich ertappe mich beim Versuch des Mitsingens, auch wenn die Texte noch nicht sitzen. Eine eindeutige Empfehlung.

Marco Kampe