Auch wenn es angesichts der bislang offenbarten Stimmung merkwürdig scheint, „Schere Zange Glück“ beinhaltet auch eine Ballade. „Haare“ erzählt von einer gescheiterten Beziehung, die an verschiedenen Zielen im Leben zerbricht. Die schweren Wahrheiten offenbaren eine emotionale Schwere, die auch die Stimmung der Hörerschaft in Mitleidenschaft zieht. Manchmal ist es am schwierigsten, ehrlich zu sich selbst zu sein. Aber es im Anschluss noch zum Partner zu sein, ist mindestens genauso schwierig.
Aber damit haben Apaath noch nicht ihren dunklen Höhepunkt erreicht. Denn alles scheint um "31#B" gebaut zu sein. Alles was vor ihm kommt, alles was danach kommt, wirkt im Vergleich harmlos. Aber diese Wortwahl wird dem Track auch nicht gerecht. Er baut sich musikalisch und dramatisch langsam auf. Die ersten knapp drei Minuten bauen den steilen Weg eines kranken Außenseiters. Krank am Geist sieht er eine Welt, die sich ihm nur noch in Schwarz-Weiß zu offenbaren scheint und immer immer dunkler wird. Das Leben hat für ihn nichts weiter übrig als Demütigung, Schmerz und Hass. Dann aber bricht die Erkenntnis in ihm aus und ergreift Besitz von ihm. Ein steter Verlust des eigenen Ichs geht voran und gipfelt in nicht weniger als dem Selbstmord des Protagonisten. Nicht etwa, weil er es so möchte, sondern weil er es nicht mehr anders kann. Das ruhige, friedliche, entspannte Gitarrenspiel der letzten Minute, wirkt auf den ersten Blick wie eine Versöhnung, doch dieser Schein trügt. Es ist nicht mehr als das Einreden der Hinterbliebenen, dass er es jetzt besser habe, wo immer er auch sein möge. Die Beseitigung des eigenen schlechten Gewissens.
Allerdings beschreibt „31#B“ gleichzeitig auch ein psychologisches Phänomen. Selbstmordgedanken können in einem extremen Verlauf von Depressionen auftreten .Jedoch sind sie auch oft die Grenze, da der explizite Gedanke an die Möglichkeit, dem Leiden selbst ein Ende setzen zu können, immer einen Ausweg zu haben, eine gewisse Befriedigung erzeugen kann. Allerdings reicht oft der bloße Gedanke irgendwann einfach nicht mehr aus.
„Schere Zange Glück“ ist ein manisches Manifest der Tristesse, welches die täglichen Grausamkeiten schier unerträglich erscheinen lässt und somit einen Einblick in die Gedankenwelt derer gewährt, denen es tagtäglich genauso geht. Somit liefern Apaath vielleicht so etwas wie eine sehr radikale Anregung auf andere und deren Probleme einzugehen und im Gegenzug auch Hilfe zuzulassen und anzunehmen.