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All That Remains und „Victim Of The New Disease“: Das Beste aus Allem

Der kürzliche Tod von All-That-Remains-Mitbegründer Oli Herbert wird derzeit auf das widerlichste ausgeschlachtet. Dabei wird eine wichtige Sache vollkommen außer Acht gelassen. Nämlich, dass die Band kurz vor seinem Tod eines der besten Alben der Bandgeschichte gemacht hat.

All That Remains fliegen schon seit es sie gibt eher unter dem Radar der Metalcoreszene. Trotz überragender Alben wie „For We Are Many“ oder „The Fall Of Ideals“ kamen sie nie aus dem Schatten der Szenegrößen. Besonders die letzten beiden Alben „The Order Of The Things“ und „Madness“ taten der Vita nicht übermäßig gut.

Aber was haben die All That Remains-Klassiker, wenn man sie so nennen kann, so besonders gemacht? Pure Gewalt, gepaart mit gesanglich starken Cleanparts. Jedoch wurde die Gewalt der Instrumentals nie heruntergeschraubt, die Bassdrum peitscht weiterhin mit brachialem Tempo nach vorne. Und das kommt auf „Victim Of The New Disease“ auch endlich wieder zum Zuge. Das Album stellt aber trotzdem keinen Abklatsch alter Alben dar, sondern kombiniert das Beste aus allem, was bisher da war.

Absolut vor Hass und Gewalt strotzende Stücke wie der Opener „Fuck Love“, das wahrscheinlich größte Metalcore-Gemetzel, das All That Remains jemals gemacht haben. Selbst „This Calling“ kann da nicht mithalten. Mit „Alone In The Darkness“ findet sich sogar etwas wie eine Ballade auf dem Album, die erschreckend überzeugend klingt, da diese ebenso erwartbar war wie ein innovatives Caliban Album. Doch die Ballade ist da und sie klingt überwältigend.

Das darauf folgende „Misery in Me“ ist ebenfalls kein reinrassiger Metalcore, kommt mit seinem lieblichen Refrain schon fast als Coreballade daher, einfach hinreißend.

Beim Namen Danny Worsnop schrillen beim geneigten Asking Alexandria-Verfechter alle Alarmglocken. Und in „Just tell me something“ ist der Asking Alexandria-Sänger dann Frontmann in einer, man braucht wieder ein neues Wort dafür, Powerballade. Und scheiße ja, das ist, aus Sicht eines Verfechters dieser Band, verdammt stimmig. Für alle, denen das zu sanft und zu langweilig war, gibt es natürlich auch den klassisch harten All That Remains-Stil in „Blood I spill“ und „Wasteland“. So wurde es geschafft ein Album zu kreieren, welches sich einem breiteren Publikum zuwendet, ohne den altgedienten Fans die kalte Schulter zu zeigen.

Aber wie geht es jetzt weiter nach dem Tod von Oli Herbert? Er hat die Band mitgegründet, war Lead-Gitarrist und Co-Songwriter. Die Band hat schon bekannt gegeben, dass sie weiter machen werden, so hätte es Herbert wohl auch gewollt. Einzig bleibt die Frage ob er ersetzt wird, wer das machen wird und ob das überhaupt möglich ist.

Das Album ist da, das neunte der Band und es ist ein starkes Album geworden. All That Remains zeigen auf „Victim of the new Disease“ wie man Metalcore mit neuen neuem Sound kombinieren kann, ohne ihn seiner Seele zu berauben. Und die Tatsache, dass gerade dieses Album für das letzte Werk von Oli Herbert steht und stehen wird, ist ebenso traurig wie versöhnlich.

Rest in Peace, Oli Herbert.

Fazit

8.2
Wertung

Dieses Album wird wie ein Manifest in der Diskografie von All That Remains stehen. Energie und Emotionen, dieses Album bietet so viel mehr, genau das Album, das ich mir von der Band gewünscht habe.

Moritz Zelkowicz