Youth Fountain warten auf diesem Album mit einer textlichen Direktheit und Ehrlichkeit auf, die viele neumoderne Newcomer unlängst vermissen lassen. Tyler Zanon sagt, dass manche Stücke von „Letters To Our Former Selves“ bereits einige Jahre alt sind. Das lässt vermuten, dass dort, wo die erdrückenden Texte des Albums ihren Ursprung haben, noch einige Abgründe mehr bestehen und dass Youth Fountains nächstes Album vermutlich nicht zum Pop-Punk-Party-Soundtrack mutieren wird. Lyrische Finesse der besonders malerischen Art beweisen Zanon und Muraro auch in ihrem Debütsong „Grinding Teeth“. Die Passage „Let's bring you up to speed, this is the last you'll hear from me. Here's a note, all in hopes, you'll find my aspirations at the end of this rope. It'll make you see what this meant to me. Now you're just a witness at a tragedy.“ hätte Patrick Miranda, seines Zeichens Frontmann sowie Texter bei Movements, nicht vortrefflicher formulieren können. In seinem lyrischen Schaffen ist Miranda ein Fürsprecher für all jene, die in jungen Jahren unter psychischen Krankheiten, insbesondere Depressionen, leiden. Es ist gut, dass er weitere Unterstützung im Kampf für die Anerkennung und die Befreiung von Scham für derlei Erkrankungen bekommt.
Der Closer „Bloom“, bereits nach der Veröffentlichung der EP als herausstechend gelobt, erinnert in seiner Zerbrechlichkeit regelrecht an Underground Emo-Ikonen wie Merchant Ships.
Für den einen mag Youth Fountain eine weitere Kapelle sein, die über die Leiden der modernen Jugend klagt und dabei auch noch irgendwie leichtfertig klingt. Doch dem anderen retten sie vielleicht das Leben, weil er oder sie sich endlich verstanden fühlt. Denn aus dem Galgenstrick ist ohne viel Mühe eine Rettungsleine geknüpft. Youth Fountain können mit ihrem Debütalbum definitiv eine Lücke füllen, die seit einigen Jahren zwischen DIY im Wohnzimmer und überproduzierten Newcomern offenblieb.