Doch nicht nur die Macht, die mentale Krankheiten über einen Menschen erlangen können, finden Platz auf „Disease“, auch das Zusammenreißen und Aufbegehren, das aktive dagegen Ankämpfen finden Platz auf dieser Platte. Die Songs „Fire“, „Manipulation“ und direkt daran anknüpfend „Enemy“ zeigen klare Kante gegen die Depression und werfen ihr ihr missliches Treiben fein seziert vor. Beschuldigt Shomo in „Manipulation“ das Gegenüber des Vertrauensmissbrauches und eben der Manipulation, beginnt „Enemy“ im Anschluss mit der Zeile „I've had enough of your trust“ und haut dieses dem Gegenüber um die Ohren.
Eine besondere Nummer ist „You Never Know“. Songwriter Shomo hat diese mit Drew Fulk (WZRD BLD) gemeinsam geschrieben, nachdem die beiden sich bei einem Kaffee über ihre aktuelle Situation, insbesondere hinsichtlich der mentalen Gesundheit austauschten. Quintessenz ist die Unberechenbarkeit der Krankheit. „You never know until you know“ klingt sehr stark nach „Hinterher ist man immer schlauer“ und vermittelt das bedrückende Gefühl, es könne jederzeit bereits zu spät sein.
Schön sind die unterschiedlichen Dynamiken der Songs. Beartooth hatten schon immer sangliche Parts in ihren Liedern. Doch auf „Disease“ sind diese öfter auch mal Protagonist, wie zum Beispiel in „Disease“, „Manipulation“ oder „Believe“. Ersterer besticht zusätzlich durch schallende Oh-oh-oh Chöre.
Insgesamt schallert „Disease“ wirklich von vorne bis hinten. Scheinbar gibt es kein Füllmaterial in Shomos Mixtape-Herz. Oder er versteht es einfach, dieses sehr sorgfältig auszusortieren. „Disease“ ist eine im Sinne des Wortes hervorragende Platte, die sehr detailliert feine Einblicke in die Art und das Wesen der Krankheit Depression gibt.