Ein perfektes Beispiel für diese Schnitzeljagden ist die Entstehungsgeschichte des letzten Twenty-Øne-Pilots-Albums “Trench”. Die folgenden Informationen stammen fast ausschließlich aus Fan-Videos, Analysen oder Reddit-Posts, die die Schwarmintelligenz der “Skeleton Clique” auf der Suche nach der Geschichte in den Tiefen von “Trench” an die Oberfläche getragen hat. Zur Vorgeschichte: 2015 erscheint “Blurryface”, der Vorgänger zu “Trench”. Zwischen den beiden Platten liegen drei Jahre, in denen die einzige Veröffentlichung der Band die Single “Heathens” inklusive Musikvideo zum mäßig begeisternden Superschurkenfilm “Suicide Squad” ist. Von da an herrscht Funkstille, bis zu einer Preisverleihung 2017. Dort nimmt Josh Dun einen Preis entgegen und entschuldigt Josephs Abwesenheit mit dem Grund, er würde sich gerade von “Dema” trennen. Die “Skeleton Clique” wird hellhörig und sucht fortan in sämtlichen Veröffentlichungen nach Hinweisen auf die Herkunft und Bedeutung von “Dema”. Der erste Brotkrumen lässt nicht lange auf sich warten. Im April 2018 erscheint eine URL im offiziellen Twenty-Øne-Pilots-Merch-Store. Folgt man dieser, stößt man auf gescannte Tagebucheinträge von einem Gewissen “Clancy” und merkwürdige Skizzen einer kreisförmig angeordneten Stadt. Im Zentrum dieser Stadt befinden sich neun Türme, die den neun Kreisen auf dem Album-Cover von “Blurryface” gleichen. Außerdem findet sich ein kurzer Videoschnipsel, der einen Geier zeigt: das Cover des später erscheinenden Albums “Trench”. Die Fan-Gemeinde analysiert wie besessen jeden noch so kleinen Satz und Pixel der Website. Wer ist Clancy? Was ist Dema? Wer ist dieser Nico, von dem in den Tagebüchern die Rede ist? Über die erste Frage ist sich auch die “Skeleton Clique” nicht einig, man vermutet, Clancy sei ein Pseudonym für eines der beiden Band-Mitglieder. Dema ist da etwas eindeutiger. Der Begriff kommt aus dem Persischen und beschreibt einen Bestattungsturm, auf dem die Toten für aasfressende Vögel - Geier - ausgelegt wurden.
Am 11. Juni 2018 dann die offizielle Ankündigung des neuen Albums und der Release des ersten Videos zu “Jumpsuit”. In diesem Video wird Tyler Joseph von einem ganz in rot gekleideten Bischof auf einem Pferd durch einen tiefen Graben gejagt. Graben, oder, wie der Angelsachse sagen würde, “Trench”. Aufgrund des Schleiers, den der Bischof trägt, und der roten Farbe, schließen die Fans schnell darauf, dass es sich um “Blurryface” handelt. Im Video zwingt er Joseph ihm zu folgen, indem er seinen Hals mit schwarzer Farbe beschmiert. Diese Ästhetik zog sich bereits durch die Videos zum Album “Blurryface”. Kurz vor Ende des Videos wird Joseph von Gestalten gerettet, die gelbe Markierungen auf ihrer Kleidung tragen, und gelbe Blütenblätter in den Graben werfen, woraufhin der Bischof/“Blurryface” von Joseph ablässt. Unter diesen Gestalten befindet sich auch Josh Dun. Schön und gut, aber rot und gelb? und “Jumpsuit”? Da klingeln bei der “Skeleton Clique” wieder die Alarmglocken.