Musik auf der Bühne - von Konfetti bis Lichtshow
27.05.2020 | Jannika Hoberg
Ice Nine Kills
Ice Nine Kills waren am 24.02.2020 Support für Hollywood Undead und Papa Roach im Münchner Zenith. Die Band ist bekannt für ihre Metalcore-Vertonungen von berühmten Horrorfilmen, und genau das bringen sie auch auf die Bühne. Aufgrund der Supportrolle war es leider nur ein Set aus sechs Songs, aber die und ihre Gestaltung hatten es schon in sich. So wurde die Handlung der Filme (Friday The 13th, The Nightmare on Elmstreet, IT, Halloween, …), die die Songs thematisieren, auf die Bühne gebracht. Das Bühnenbild bestand aus den aus "Es" bekannten roten Luftballons und auch der Auftritt Spencers als Clown Pennywise bleibt sicherlich in Erinnerung. Die theatralische Darstellung vom Song „Your Number’s Up“, angelehnt an Scream mit Casey, die vom Mörder angerufen wird, hat das Grusel-Level vom Song nur noch übertroffen. Und Ice Nine Kills haben bewiesen, dass sie sich zurecht mit dem Horrorgenre auseinandersetzen.
P!nk
P!nk ist für ihr extravagantes Auftreten bekannt und genau so besonders war ihre Show am 27.07.19 im Münchner Olympiastadion. Das Olympiastadion an zwei Abenden hintereinander zu füllen und dann noch die 70.000 Menschen zu begeistern, ist eine Kunst für sich. Ausgeklügelte Tanzperformances, die auf zwei riesige LED-Panels vergrößert wurden, wurden ergänzt durch aufwendige Technik. So konnte P!nk beispielsweise an einem riesigen Kronleuchter schwingend ihren Opener („Get This Party Started“) performen und gegen Ende an einer Schaukelkonstruktion hängend über das gesamte Stadion fliegen, Saltos drehen und ganz nebenbei noch „So What“ singen.
Iron Maiden
Meine beiden Lieblingsshows von Bands waren definitiv die von Ska-P auf dem Ruhrpott Rodeo 2019 und die von Iron Maiden auf dem Nova Rock Festival 2018. Beide gehören auch definitiv zu meinen Lieblingsbands und beide Bands bringen eine unglaubliche Power mit auf die Bühne, was in Anbetracht der Tatsache, dass sie nicht mehr die jüngsten sind, umso beeindruckender ist. Doch was an den Shows wirklich in Erinnerung geblieben ist, ist das ganze Drum und Dran.
Iron Maiden sind bekannt für ihre aufwendigen und teuren Bühnen-Accessoires. Da läuft der Trooper Eddie im beeindruckenden Kostüm auf Stelzen über die Bühne und duelliert sich mit dem Sänger. Oder ein riesiges Kampf-Flugzeug hängt über der Band und schwebt eindrucksvoll über dem ganzen Spektakel. Flammenwerfer gehören natürlich auch zum Repertoire. Wie viele Stunden Arbeit die Bühnenbildner an all diesen Kostümen und Requisiten gearbeitet haben müssen, lässt sich kaum schätzen. Denn auch nach vielen Liedern folgt ein Kostümwechsel und Kulissenwechsel und ein anderes Szenario wird hinter der Band eingeblendet. Auch wenn Iron Maiden musikalisch schon mehr als überzeugend sind und keine aufwendige Bühnenshow bräuchten, um Fan-Herzen schneller schlagen zu lassen, ist es ein erinnerungswürdiges Erlebnis, diese immerhin über 60 Jahre alten Herren eine derart energiegeladene Performance abliefern zu sehen.
Ska-P
Nun zu meiner spanischen Lieblingsband Ska-P. Wie lange habe ich mich darauf gefreut, sie live zu sehen, nachdem ich während der Zeit ihrer Auflösung überzeugt gewesen war, dass ich diese Chance für immer verpasst hatte. Also sichere ich mir einen Platz in der ersten Reihe beim Ruhrpott Rodeo und freue mich auf die Musik, den Tanz, die Stimmung. Ska-P ist eine Band, die in ihren Texten und Videos sehr kritisch, oft satirisch und immer direkt gegen das Establishment in Spanien, gegen den Kapitalismus, gegen die vielen Probleme unserer Zeit singt. Und so ist auch ihre Bühnenshow ein wenig wie eine Satire-Sendung, eine Karikatur. Mit im Gepäck haben sie den schon aus ihren Video bekannten Eloi Yebra, der in „Jaque al Rey“ den Borbon spielt. In verschiedenen Liedern wird zum Beispiel als Donald Trump, der sich an einem übergroßen Globus-Ball vergeht dargestellt oder als Priester, der sexuelle Tätigkeiten ausübt. Lustig und ironisch wird das Leid in der Welt kritisiert und mit passenden Videos im Hintergrund begleitet. Dazu kommt die unheimliche Energie des Ska Punks, die mich dazu bringt, quasi ununterbrochen wie ein Flummi abzugehen. Man sieht den Mitgliedern der Band an, wie viel Spaß sie gemeinsam auf der Bühne haben und das steckt auch das Publikum an.
Roger Waters
Vor fast genau zwei Jahren war ich bei Pink-Floyd-Legende Roger Waters in Hamburg und bin darüber seither etwas zwiegespalten. Nicht, weil das Konzert nicht absolut großartig gewesen wäre, sondern eher, weil mir Waters' konstanter Support der BDS-Spinner (denen er auch an diesem Abend eine Ansprache schenkte) frontal gegen den Strich geht. Nichtsdestotrotz werde ich diesen Abend als das vielleicht visuell beeindruckendste Konzert meines Lebens in Erinnerung behalten. Über die spektakuläre Show von Roger Waters wurde bereits viel gesprochen und entsprechend war ich in der ersten Hälfte des Konzerts fast ein bisschen enttäuscht vom zwar durchaus opulenten, aber eben nicht wahnwitzigen Bühnenbild. Die Show begann sogar mit einer gefühlten halben Stunde, in der einfach nur ein Mensch stillsitzend am Wasser auf einer Leinwand zu sehen war - mir ist bis heute nicht wirklich klar, was das eigentlich sollte. Was dann allerdings nach der zwischenzeitlichen Pause (ja, echte Rockikonen machen sowas heute!) aufgefahren wurde, war wirklich das abolute Maximum an Floyd-Fanservice. Mitten in der Arena erwächst plötzlich aus dem Nichts die Fabrik vom "Animals"-Cover - und auch das dazugehörige fliegende Schwein bahnt sich seinen Weg durch die Luft des Saals. Zu "Another Brick In The Wall" kommt ein echter Kinderchor mit auf die Bühne und zum großen Finale am Ende wird das Dreieck von "Dark Side Of The Moon" via Laser in den Raum geworfen. Selbst wenn man taub ist, wäre es das wert gewesen!
Jannika Hoberg
Jannie begeistert von Punk über Metal bis hin zu Hardcore alles, ob aggressive Beats oder auch mal soft - auch außerhalb dieses Genrespektrums. Neben der Leidenschaft für Konzertfotografie ist Jannie mit verschiedenen Instrumenten für diverse Jamsessions zu haben. Zuhause ist dey auf Konzerten und Festivals, ansonsten studiert Jannie nebenbei noch Umweltingenieurwesen in Weimar.