Das Aushängeschild der finnischen Musikszene hat auf Promofotos mittlerweile mehr an als früher (wodurch sein schönes Heartagramtattoo nicht zu sehen ist, was ich unbedingt auch haben wollte), trägt oft so eine komische Mütze und ist auch klanglich etwas zurückhaltender geworden. Wenigstens ein Musiker, der noch stilvoll altert. Ville Valo hätte ich mir auch nicht als zweiten Iggy Pop gewünscht. Die Songs sind thematisch aber immer noch von Liebe und Trauer geprägt und dürften bei Fans der alten Band schnell Anklang finden. Ein außergewöhnliches Alleinstellungsmerkmal zu finden ist schwer und erinnert mich ein bisschen an das erste Solo-Album von Farin Urlaub. Es klang damals nicht hundertprozentig wie Die Ärzte, aber auch nicht anders genug, als dass es eben nicht auf einem Album der Band hätte landen können. Gut, HIM gibt es nicht mehr und so hat Ville eben ein Album geschrieben, was ein wenig elektronischer (HIM hatte ja schon immer einen Keyboardplayer, aber auf "Neon Noir" kommt diese Note teils ein wenig mehr nach vorn) klingt, aber dennoch den alten Rockpathos und das Gefühl der Band innehat, auch wenn es manchen Fans von früher vielleicht ein wenig zu poppig klingen könnte (wobei die letzten Alben auch schon poppiger als die ersten Werke waren). Über den Song „Neon Noir“ sagt Ville in einem Interview selbst, dass er sehr nach HIM klingt, was aber nach all der Zeit auch nicht verwundert.
Songs wie „In Trenodia“ erreichen vielleicht nicht die Schönheit eines „When Love And Death Embrace“, aber kommen nah genug heran um dazu einzuladen, mich in Valos Stimme zu verlieren und mitzulieben und zu -leiden.
Um ehrlich zu sein waren die letzten HIM-Alben auch nicht die Meisterwerke, die "Deep Shadows And Brilliant Highlights" und "Razorblade Romance" noch waren und wer "Tears On Tape", so wie ich, mochte, wird sich mit "Neon Noir" sehr wohlfühlen.