Aus Spaß wurde Präsident

Wer hätte es gedacht, dass die Präsidentschaftswahlen in Österreich mal in der Musikwelt relevant sein werden könnten? Doch es stand mit Dr. Dominik Wlazny nicht nur der Parteichef der Bierpartei zur Wahl, sondern eben auch Marco Pogo von Turbobier. Was auf Anhieb absurd klingt, ist eine kleine Sensation.

Erst als Alexander Van Der Bellen, heute neuer und alter Bundespräsident, sich leicht über die Kandidatur von Dr. Domink Wlazny echauffierte, war klar, dass es kein Scherz war. Die Bierpartei stellt einen Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl in Österreich. Für Van Der Bellen unverständlich. Er schätze Wlazny als Person, doch diese Kandidatur verstehe er dann doch nicht. Für deutsche Ohren ist das nichts Ungewöhnliches, die Partei „Die PARTEI“ stellt immer einen möglichst provokanten Kandidaten, die Freien Wähler sind dereinst unironisch mit Alexander Holdt angetreten. Warum soll also nicht auch der Chef der Bierpartei und der Frontmann von Turbobier in Personalunion antreten? Wäre doch irgendwie witzig. So witzig wurde es dann doch nicht, denn Marco Pogo trat bei dieser Wahl nicht unter seinem Künstlernamen an, sondern unter seinem bürgerlichen Namen Dr. Dominik Wlazny. Und nachdem er die erforderlichen Unterstützerunterschriften gesammelt hatte, begann er seinen Wahlkampf und entgegen allen Erwartungen, blieb der Spaß erstmal aus. Unter dem Slogan „Red‘ ma drüber“ spricht er echte Probleme in Österreich an. Neun Plakatständer hat die Bierpartei, und mehr Plakate gibt es nicht. "Warum an jeder Kreuzung dieses Landes ein Plakat von Rosenkranz oder Van der Bellen hängen muss, ist mir selbst nicht klar." Pogo tritt mit seinen Plakaten auf und spricht Probleme des Landes an: Kinderarmut, Gender Pay Gap und die Nichtbeachtung von Care-Arbeit, das niedrige Rentenniveau, der stockende Ausbau der Windkraft und die Eignung von Minister*innen, von Humor sehr wenig zu sehen. Der kommt dennoch nicht zu kurz, denn das bringt Wlaznys Art einfach mit. In Umfragen landet er schnell auf Platz drei hinter Van Der Bellen von den Grünen und Walter Rosenkranz von der FPÖ.

Mit diesem Achtungserfolg kommt auch Kritik, denn die Wähler:innen wandern bei dieser Wahl von den Grünen zur Bierpartei und somit kann die Bierpartei das Zünglein an der Waage sein, wenn es um eine eventuelle Stichwahl zwischen Grünen und FPÖ geht. Doch das hält Wlazny nicht auf, denn die Kritik, die ihm entgegenschlägt, ist meist hochgradig oberflächlich und beschränkt sich auf sein Nasenpiercing und seine langen Haare, was sich leicht entkräften lässt. Er macht den Mund auf, spricht über Probleme und wie er sie angehen möchte. Und holt damit 8,31% bundesweit und somit den dritten Platz. In Wien und besonders im Wiener Bezirk Simmering ist er besonders stark.

Doch was macht Wlazny anders als andere Satireparteien, wie zum Beispiel hier zu Lande? Wlazny weiß, wann Schluss mit Lustig ist. Wann es an der Zeit ist, richtige Antworten zu geben, echte Ideen zu haben und zu zeigen, dass er bereit ist Verantwortung zu übernehmen. Beispielsweise wenn es darum geht, warum die Bierpartei nicht umbenannt werden soll. Natürlich darf Satire alles, doch wenn der, wenn es mal darauf ankommt keine Antworten bieten kann, wird es auch mit dem Erfolg nichts.

Dominik Wlazny hat performt und gezeigt, was er kann und dass er Visionen für seine Heimat hat. Er hat sich mit den politischen Größen des Landes gemessen und kam aus Gesprächen und Duellen nie als Verlierer heraus. Ob er sich echte Hoffnungen auf das höchste Amt des Staates gemacht hat ist nicht ganz klar, doch dass er weiter machen möchte und etwas bewegen möchte steht für ihn fest. Er hat sich mit seinen Spitzen gegen Spitzenpolitiker und deren Entscheidungen auch in die Herzen vieler Bürger*innen gepöbelt, stets oberhalb der Gürtellinie. Das macht Lust auf mehr und ist Grund genug öfter einen Blick nach Österreich zu werfen. Also öfter als alle vier Monate, wenn wieder mal ein neuer Bundeskanzler ernannt wird.