Ab „Gravedigger’s Chant“ kommt dann der Blues ins Spiel: Keine Zeile ohne die Vintage-Verzerrung der knurrenden Stimme des Masterminds. Little Richie und Chuck Berry lassen grüßen. Zeal & Ardor erinnern dabei angenehm an den neuen Trend der bluesigen Soul-Sänger um Hozier oder Rag’n’Bone Man, wunderbar eingängig und mit atmosphärischen Gitarrenwänden unterlegt in „You Ain’t Coming Back“. Leider hört man zu jeder Sekunde die digitale Entstehung der Mikrofon-Simulation, was leider etwas Authentizität kostet. Ähnlich ergeht es dem Schlagzeug, welches an manchen Stellen doch arg programmiert klingt. Gerade in progressiveren Kompositionen wie „We Can’t Be Found“ hätte ein satter Band-Sound der Musik noch das I-Tüpfelchen gegeben – gemeinsam mit Converge-Gitarrist Kurt Ballou schafft Gagneux aber dennoch eine überwältigende Geräuschkulisse, die in „Waste“ etwa in anarchische Blastbeat-Ausbrüche, in „Row Row“ in einen weiten Black-Metal-Halftime, in „The Fool“ in E-Piano-Trance mündet.
Nicht weniger aufwühlend als die musikalische Untermalung gestaltet Gagneux die inhaltliche Aussage seines Gospel-Satanismus‘: Der Albumtitel dient als Anspielung auf die berühmte Billie-Holiday-Performance von „Strange Fruit“, die 1939 mit den bedrückenden Zeilen „Black body swinging in the southern breeze/strange fruit hanging from the poplar trees“ die Lynchmorde in den Südstaaten an der schwarzen Bevölkerung anklagte. Weniger mit solch beklemmender Symbolik, dafür mit vielschichtigen Gefühlsausbrüchen zwischen Resignation, hinreißender Leidenschaft und feurigem Anprangern gerät das Album in seiner Gesamtheit aus 16 Songs zur okkulten, klanggewaltigen Gesellschaftskritik: „Like a strange fruit, that's out of season/You are bound to die alone […] They're coming closer to kill us“.
„Servants“ etwa stampft voll bahnbrechender Wut voran, bis ein lakonischer Frontmann die Masse mit „Servants! Join Us!“ auf seine Seite zu ziehen versucht. Doch auch abseits des Genre-Spagats, der wie in „Ship On Fire“ meisterhaft rituelle Chöre mit Breakdown-Gitarren verbindet, bietet „Stranger Fruit“ einfach nur köstliche Kompositionen. Das Konzept ist gegeben, die besagte Thematik nur Mittel zum Zweck für Manuel Gagneux, um sich in diesem Rahmen frei und kreativ auszuleben. Die eskalativen Black-Metal-Passagen klingen wie das Feuerwerk des Teufels und stehen von der reinen Klanggewalt den skandinavischen Kollegen in nichts nach. Immer öfter lässt sich Gagneux überdies dazu hinreißen, seine Leidenschaft für die dunkle Musikrichtung voll auszuleben und verzichtet sogar oft auf die Brücke zum Gospel. Der Kirchenchor in „The Hermit“ sowie das elektronisch anmutende „Solve“ sind da willkommene Atempausen.