Die Entwicklung spricht für sich. Ein Jahrzehnt nach „Guitar Gangsters & Cadillac Blood“, dem vielleicht letzten unumstrittenen Output der Dänen und dem damals ersten Werk mit gesamteuropäischer Resonanz, füllen Volbeat mittlerweile problemlos Arenen, Stadien und Freilichtbühnen; nicht im Nachmittagsprogramm von Festivals, sondern als Headliner. So schnöde und profitorientiert es klingen mag: auch das Publikum in den USA, einen der zahlungskräftigsten Musik-Märkte überhaupt, hat man mit geschickter Inszenierung erobern können. Fernab von Zahlen und Wachstum waren die letzten Veröffentlichungen jedoch von durchwachsener Durchschlagskraft und mäßigem Einfallsreichtum geprägt. Die Songauswahl stellt somit einen erfolgskritischen Faktor für die vorliegende Live-Auskopplung dar.
Bei näherer Begutachtung des dargebotenen Track-Ensembles ist neidlos festzustellen, welche Vielzahl an Klassikern man bereits einer jeden modernen Rock- und Metalparty zur Verfügung gestellt hat. Dazu zählen das legendäre „Still Counting“, die Radio-Hymne „Fallen“ oder die ausschweifend zelebrierte Neu-Interpretation von Johnny Cashs „Sad Man‘s Tongue“. Im Allgemeinen ist die Gratwanderung zwischen Altbewährtem und neuartigen Experimenten hier durchaus gelungen, wobei der Fokus (wie könnte es auch anders sein?) auf den jüngsten Releases liegt.
Inmitten repräsentativer Glanzstücke („Black Rose“ mit Danko Jones oder „Enter Sandman“ mit Lars Ulrich) ist die Spielzeit gespickt mit zunächst unscheinbaren Highlights, die sich erst auf den zweiten Blick als solche herauskristallisieren. Dazu zählt die Verwirrung der inzwischen globalen Hörerschaft mit dänischen Ansagen; wohlgemerkt inmitten einer ausverkauften Stadionatmosphäre. Untypisch, aber charmant. Dazu zählen auch die nachdenklichen Anmerkungen zu „For Evigt“, welche ebenfalls nicht unbedingt bandtypisch sind. Zudem guttieren Volbeat das zahlreiche Erscheinen im Rahmen der Aufzeichnung mit einem bis dato unveröffentlichten Song namens „The Everlasting“ – eine treffliche Bezeichnung für ein gut 7-minütiges Werk, welches die Rockermähne zünftig durschüttelt und dabei die melodischen Stärken der Combo nicht vernachlässigt. Eine stilistische Ausrichtung, welche dem nächsten Studioalbum durchaus gut zu Gesicht stehen würde.