Die Einschätzung, dass die Band bei einer Ballade möglicherweise Unterstützung brauchen könnte, war ob der Wahl dieser Unterstützung absolut goldrichtig. Zwischen geraostet werden und einem Auftritt im ZDF-Magazin-Royale-eigenen Musical „Der Eierwurf von Halle“ hat der großartige Sebastian Krumbiegel Zeit für einen Gastauftritt in „Allein rumstehn“. Der Frontmann von Die Prinzen wird so zu einem Teil des "Was wäre, wenn ich nicht so schüchtern und somit nicht so einsam wäre". Besonders schönes Detail ist das gelbe Sommerkleid, welches Krumbiegel in dem Song trägt. Eine absolut sensationell geglückte Überraschung - außer man liest die Tracklist und ist somit gespoilert und man ist jung und kennt die Prinzen nicht mehr. Auch ein Schicksal.
Mit „Sorgenkind des Lebens“ wird es doch mal wieder handfester. Und weiter geht es mit einem Blick in die Vergangenheit und dem klassischen Mantra „Früher war alles besser!“ in „Sehnsucht nach Retrotopia“. Dieses entlarven SOKO LiNX als genau das, was es ist. Romantisierung einer Vergangenheit, die es so nicht gegeben hat und Leugnung der aktuellen Emergenzen. Das Ganze aufgeschlüsselt in einer absoluten lyrischen Genialität. Die Ähnlichkeit des Gesangs mit Farin Urlaub ist derart frappierend, dass ganze Tracks wirken, als wäre Farin stellenweise als Gast dabei. In „Sansibar“ ist es besonders extrem, ebenso wie in „muszichnich“. Hier ist wieder ein besonderer Featuregast am Start. Die multilinguale Rapperin Yetundey rappt sich textlich wie technisch brillant auf Anhieb in ein jedes hörendes Herz. Ein emotionaler und plötzlich gar nicht mehr so humorvoller Abschluss des Albums findet sich in „Produktionsfehler“. Eine Rückschau auf den Homo Faber, den arbeitenden und produzierenden Menschen und der schier unbeschreiblich falsche Weg der Welt, nachdem der Pfad in die ersten Produktionen geebnet war.
Das zwinkernde Auge täuscht immer wieder über die Härte hinweg, mit der sich SOKO LiNX verschiedensten politischen Themen stellen. Was dabei nie verloren geht, ist die hervorragende Lyrik und die tiefsinnige Bedeutung dahinter. Hinter jeder Pointe steckt ein harter, ernster Kern, auf den ersten Blick leicht verdaulich. Auf „Auf die Fresze. Fertig. Los.“ gibt’s wirklich auf die Fresse, manchmal auch erst auf den zweiten Blick.