Shinedown und "Planet Zero": Jetzt noch besser!

Pathos, Epos - wenn man diese Begriffe im Zusammenhang mit Rock oder Metal hört, sollte man besser schnell abschalten. Doch Ausnahmen (Shinedown) bestätigen die Regel (Manowar). Kurzum: „Planet Zero“ ist das vielleicht tiefste, was die Band je herausgebracht hat.

Shinedown beherrschen die „epische Rockmusik“ wie wenig andere, was nicht zuletzt daran liegt, dass Sänger Brent Smith diese perfekte Abwechslung von Tremolo und lautem Schreien verbindet wie kaum ein Zweiter. Das Cover zu „Simple Man“ hat der Band nicht nur einen wahren Bekanntheitsboom beschert, sondern auch für musikalisch hervorragende Alben gesorgt. Das Problem ist nur, dass inhaltlich sehr viel auf der Strecke bleibt, wo wahnsinnig viel Potential ist. Und das Potential erkennt man auf ausnahmslos jedem Album. Und doch fehlen die richtigen inhaltlichen Coups, die Raffinesse, etwas, nach Werner Hansch, „zum mit der Zunge schnalzen“. Der Vorgänger „ATTENTION ATTENTION“ verlor sich bei dieser Aufgabe zwischen starken Ansätzen und gähnender Inhaltsleere.

Nun aber „Planet Zero“. Nun, auch auf dieser Platte gibt es Tracks, die einfach Spaß und gute Laune verbreiten. Shinedown wären nicht Shinedown, wenn sie es nicht täten. Und dann geht es auch schon wieder um Enttäuschung, ja sogar um Wut. „America Burning“ arbeitet sich an Amerika ab, wie es sich in Gewalt und Hass zu Grunde richtet. Und mit „The Saints of Violence and Innuendo“ gehen sie nicht viel tiefer in das amerikanische Herz aus Gewalt, Rassismus und Klassenkämpfen. Das strotzt vor Haltung und es tut wie immer gut, es aus dem Mund von Brent Smith zu hören. Und wie eigentlich immer auf einem Shinedown-Album wird es immer wieder ruhiger. Das sind eigentlich die Momente, wo es emotional und pathetisch wird und das wird es auch, aber diesmal ist alles ein wenig anders. Denn auch in diesen Texten geht es um mehr. „Dysfunctional You“ und „A Symptom Of Being Human“ beschäftigen sich mit der menschlichen Psyche und den Erfahrungen und Emotionen, die wir bewusst und sehr oft unbewusst teilen und den Einfluss, den Social Media auf dieses Sendungsbewusstsein und auch Sendungsunbewusstsein hat. Besonders in den letzten beiden Jahren, als Social Media für viele einer der sehr wenigen Kontakte nach draußen war. Abgerundet werden sämtliche Themen durch kurze Skits.

Es ist immer wichtig, dass man sich positioniert, Haltung zeigt und sich damit auch solidarisiert. Das ist wichtig und wird in unserer Zeit auch immer wichtiger. Dass Shinedown musikalisch herausragend sind, ist nichts Neues und auch auf „Planet Zero“ wieder der Fall. Textlich sind sie auch wieder vorne mit dabei und sorgen mit ihrem Pathos genau für die richtige Stimmung bei den Themen.

Fazit

7.8
Wertung

Brent Smith ist ein verdammt guter Sänger und schreibt verdammt starke Songs. Und auf eben diesem Niveau bewegen sich jetzt auch die Texte auf inhaltlicher Ebene. Shinedown trauen sich endlich, richtig Haltung zu zeigen. Das sollten sie einfach öfter tun.

Moritz Zelkowicz