Stellt man die Frage, was „Veto“ denn nun besonders und anders macht als die bisherigen Werke der Gruppe, ist die Antwort darauf die persönliche Note der Songs. Sei es bei den Gefühlen des „Herzschmerzsäufers“, der eine vorangegangene Trennung mit der weit verbreiteten Konsequenz Alkohol bekämpft, bei den Erzählungen aus der Jugend in „Helden“, oder wenn mal wieder alles schief geht und einen die Punkmusik am Leben hält, wie in „Ich komm klar“. Die Ich-Perspektive der Songs vermittelt ein Wir-Gefühl und lässt die Hörerschaft eindrucksvoll am Erlebten teilhaben.
Radio Havanna belassen es jedoch nicht beim Erzählen aus der Vergangenheit und dem Anprangern der Gegenwart. Das Thema Aufbruch und der Blick in die Zukunft sind ebenso im Album verankert wie die vorangegangenen Punkte. „Hungerturm“ thematisiert den Ausbruch aus einer sozial schwierigen Gegend und den Weg in ein neues Leben. „Chaoskind“ stellt die in Zeiten von Photoshop und digitaler Fake-Realität klar: „Lass dir nie sagen wer du bist und was du kannst! (…) du packst das schon!“. Das Thema Revolution kommt in „Schatten“, dem letzten Titel auf „Veto“ zur Sprache und hinterlässt mit dem Verstummen des letzten Tons ein Gefühl von Aufbruch und Veränderung.
Absolut erwähnenswert und Garant für einen Ohrwurm, der wie mit Zweitaktöl geschmiert in die Gehörgänge geht, ist zudem der Song „Simsonpunk“. Für die, die es nicht wissen: Simson hat in der DDR unter anderem Mopeds hergestellt, die noch heute in der ganzen Welt Kultstatus genießen. Wer selbst mal auf einer Simson gesessen und sich bei 40 km/h den Wind um die Ohren pusten lassen hat, geht in dem Song voll und ganz auf. Die Geschichte erzählt vom „Simsonpunk mit roten Haaren“ und dem alltäglichen „Chaos auf den Kleinstadtstraßen.“ Eine Liebesgeschichte über 4 PS und sämtliche Anekdoten, die zum Leben mit Moped dazugehören.