Starten wir mit dem Titeltrack "Am Achteck nichts Neues", den Metaphern dahinter und den Erklärungen dazu. Auf dem Albumcover unschwer zu erkennen steht ein einfacher Bierwagen, andererorts auch als Ausschankwagen, Bierrondell oder eben ganz einfach auch als Achteck betitelt. Diese Dinger findet man zwar auf vielen Veranstaltungen, Montreal drücken der Geschichte jedoch den eher dörflichen Stempel auf und besingen Klischees ("Wenn du bunte Haare hast, hauen sie dir die Nase platt"), die dorthin einzuordnen sind. Es geht gegen Intoleranz und darum, dass egal in welchen Punkten sich diese Erde verändert, am Oktagon die Welt für immer still steht.
Ganz typisch und ähnlich den uns vorher schon bekannten Songs der Band werden viele der Inhalte mit einem mehr als deutlichen Augenzwinkern vermittelt und wurden mit einer großen Portion Kreativität ausgearbeitet. Sei es dabei "Was ich bin", in dem Hirsch eine ganz eigene Definition von sich selbst zum Besten gibt, die sogar einen Hauch von Liebeslied beinhaltet, oder "Fomo Sapiens", das die Angst etwas wichtiges zu verpassen auf die Nacht projeziert und davon handelt doch noch einmal zur nächsten Party weiterzuziehen, obwohl körperlicher Zustand und die Vernunft klar dagegen sprechen. Auch "Primadonna und Primat" lädt zum Schmunzeln ein, wenn jeweils zwei komplett gegensätzliche Menschen und Eigenschaften wie "versichert und verstrahlt sein", "Kombi und schwarz fahren" oder "Golf und GTA spielen" gegenüber gestellt werden. Kreativität und Spaß, seit jeher ein großer Bestandteil der Musik von Montreal.
Einem weiteren dieser Bestandteile kommt auf "Am Achteck nichts Neues" eine nahezu ebenso große Bedeutung zu: FEELINGS! Yonas besingt in "Straßen von Oberhausen" die erhofften Umstände nach dem eigenen Ableben, zwar unter Involvierung von Sonnenbrillen und Slayer, doch das Thema und auch die Art und Weise der Präsentation bleibt trotz Jahrmarktoutro ein ernstes. Zu Betonen sind hier die "Sondaschule! Sondaschule!"-Gesänge, die zusammen mit dem Songtitel und der jüngeren Vergangenheit in der Geschichte von Sondaschule als klares Zeichen in Richtung der Ska-Punker zu deuten sind. In "Mein Korn", welcher in Zusammenarbeit mit Sebastian Madsen geschrieben wurde, schalten Montreal fünf Gänge zurück und bringen ihren wohl sanftesten und gefühlvollsten Titel überhaupt. Und da im Teaser schon einmal darauf eingegangen wurde, gibt es für die ganz stumpfen Alltagsgefühle wie dem Durst auf Kaltgetränke und dem Durst auf Neues ja auch noch das mit Brewdog in Berlin gebraute Mauritsbräu und die achteckige Vinylsingle. Am Achteck nichts Neues? Von wegen!