Es gibt natürlich auch Ausreißer aus diesem Muster. Der labile Kämpfer das besungene Steh-Auf-Männchens in „Natural Born Killer“ wird in ein episches Synth-Pop-Massaker gehüllt und ist ein absoluter Top-Contender auf den besten Pop-Song des Jahres. Und es ist grandios, wie die Stimmen der Meyer-Brüder hörende Ohren in diesem Song einerseits wie mit einer weichen Pfauenfeder streicheln und dann wieder wie mit einer Kartätsche torpedieren. Zerbrechlichkeit, in der nächsten Sekunde rohe Gewalt und all das in rohen Shouts. Genau in diesem Stil macht „Ice Cold“ weiter und lädt zu einem musikalischen Gedankenspiel ein. Was, wenn man Phillip Lynott von Thin Lizzy mit vorgehaltener Waffe heutzutage zwingen würde, einen Synth-Pop Song zu schreiben? Das wäre dann „Ice Cold“. Das Album ist ein stilistisches Minenfeld, denn eins von beidem wird hochgehen, ob Gesang oder Musik oder beides. Und beides wird einen erwischen und das im positivsten Sinne.
Spätestens, wenn man am Ende bei „Evangeline“ angekommen ist, holt einen eine gänzlich neue psychedelische Schiene. Gitarren wie Sirenen, der schiere Wunsch zu verschwinden, weil man vermeintlich nicht hierhergehört und dann das Klammern an eine höhere Macht, an die man selber nur aus Verzweiflung glaubt. „Evangeline“ zieht einen runter bis auf den Grund des Ozeans, den man Einsamkeit nennt. Ein epischeres Finale hätte man dieser Platte kaum bieten können. Haben Kritiker der Band darauf gehofft, endlich etwas zu finden, was Highly Suspect nicht können, so werden sie warten müssen, denn „The Midnight Demon Club“ ist eine wahre Machtdemonstration. Bis auf das Cover, das ist streitbar.