Gesungen wird auf den 37 Minuten Spielzeit von “Brain Utopia” verhältnismäßig wenig. Die Lyrics setzen immer wieder an den richtigen Stellen kleine Impulse, die den Zuhörer von der fesselnden Klangwelt aus stampfenden Drums und hypnotischen Riffs losreißen, nur um ihn kurz darauf wieder in die Tiefen der sich bedrohlich aufbauenden Gitarren-Gemäuer zu entlassen. Gerade auf den beiden monumentalen 15-Minuten-Kompositionen “Brain Utopia” und “The Awakening” verliert man sich zusehends in der musikalischen Welt des Albums. Die düstere Ästhetik, die durch die verzerrten und effektreich dargebotenen Gitarrenmelodien und Bassläufe entsteht, wird von den textlichen Einwürfen des Sängers konterkariert: “There’s no rain in my private area, there’s no rain in my brain utopia.” Eine kryptische Anspielung auf die eigene Abschottung des Individuums vor der unangenehmen Realität in Zeiten von Filterblasen, Echokammern und Personalisierungsalgorithmen? Möglich, aber Deaf Proof geben hier keine einfachen Antworten und bevor man zum Nachdenken kommt, wird man auch schon wieder vom Strudel aus Fuzz und Overdrive eingesogen. Neben den beiden bereits erwähnten Monstertracks beherbergt “Brain Utopia” auch noch zwei kleinere Jams, die strukturell noch wilder und diffuser daherkommen als ihre großen Pendants. Die Songs kommen trotz ihrer Sperrigkeit fast nahtlos als Album zusammen, lediglich der Break vom eskalativen Finale von “Trial and Error” auf das fast schon bluesige Intro von “The Awakening” regt auf angenehme Weise zum Aufhorchen an.