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Counterparts und „A Eulogy For Those Still Here“: Für die Katz

Counterparts gehören definitiv zu den bekanntesten Hardcorebands der Gegenwart und stehen neben brutalen Liveshows für eine exzellente Mischung aus depressiven Lyrics, hochemotionaler Musik und brachialer Härte. Mit ihrem neuen Album „A Eulogy For Those Still Here“ bringen sie all das auf den Genreolymp.

"Forever your saviour, as much as you are mine"

Die kanadische Band Counterparts um Mastermind Brendan Murphy ist eine Bank im Melodic-Hardcore und gehört zu den wohl bekanntesten Gruppen der neueren Strömungen des Hardcores. Ihre Alben werden nahezu durchgehend hochgelobt und schaffen es immer wieder, sich genreübergreifend in aller Munde zu bewegen und sowohl lyrisch als auch musikalisch nahezu grenzenlose Anerkennung zu bekommen. Nun, wie soll sich eine Band wie Counterparts da eigentlich noch selbst überbieten? Mit ihrem siebten Studioalbum „A Eulogy For Those Still Here“ haben sie genau diese Frage beantwortet.

Direkt als Erstes folgt mit „Whispers of Your Death“ der Song, welcher in letzter Zeit sehr viel Aufmerksamkeit auf die Band zog. Murphy verarbeitet darin die Liebe, Hingabe und Trauer um seine Katze Kuma, welche lange mit einem aggressiven Tumor kämpfte. Einen Kampf, welchen sie im September leider endgültig verloren hatte. Trotzdem oder gerade deswegen ist dieser Song mehr als bedeutend, traurig und auch ein Symbol der Hoffnung. Es geht um Menschen, welche nie gedacht hätten, dass Kuma so lange überleben würde, dass Brendan den Krebs lieber in sich hätte und er für immer bei seiner Katze sein wird, egal was passiert. Und diese lyrische Qualität reißt nicht mehr ab. Jeder der zehn Songs zeigt tadellos, wie viel Genialität in Counterparts steckt. Und dies gilt auch für die musikalische Seite. Denn nicht nur erwarten die Hörer*innen die bekannten brachialen Screams, die Counterparts-Breakdowns aus dem Nichts und die kurzen ruhigen Momente, nein, immer wieder streut dieses Album längere Momente des cleanen Gesangs ein. Besonders hervorgehoben sind die Teile in „Bound To The Burn“ und dem Titeltrack, welche so sehr damit spielen, dass es wirklich die reinste Gänsehaut auslöst. Jedes Mal hinterlassen diese Songs ein so überraschtes und überrumpelndes Gefühl, dass selbst ich als Hardcorefan absolut sprachlos darüber war, wie stark auf dem Album mit Erwartungen gespielt wird.

Aber selbstverständlich ist auch dieses Album nichts, aber auch wirklich überhaupt nichts für die zartbesaiteten Pop-Hörer:innen. Denn nicht nur hat es die ruhigsten Momente der Bandgeschichte, nein, auch mit die härtesten. Während einige Songs von Anfang an so sehr dreschen, dass die Atempausen rar sind, schmeißen andere mit den härtesten Breakdowns des Jahres um sich. Nicht umsonst bekommt das Brutalo-Epos „Soil“ ihres 2013 erschienenen Albums „The Difference Between Hell And Home“ hier einen zweiten Teil. Dieser ist bei Weitem nicht so hart wie Part eins es vor knapp zehn Jahren war, führt den Track aber würdig zu einem Schluss und ist ebenfalls nichts für zarte Gemüter. Lieder wie „What Mirrors Might Reflect“ erinnern an ihre ersten Alben, das Ende dieses Songs muss man einfach gehört haben und direkt die erste Single "Unwavering Vow" schlägt so sehr um sich, dass danach wohl kaum noch etwas gerade stehen dürfte! Counterparts mischen hier rohe Gewalt und entschleunigte Melodik und stellen ein Konstrukt auf, welches wohl lange seinesgleichen suchen wird.

Die paar wenigen Worte hier reichen nicht, um alles hervorzuheben, was dieses Album tut. Wirklich nicht. „A Eulogy For Those Still Here“ ist überraschend, lyrisch, perfekt, brutal, schnell, traurig, melancholisch und teilweise sogar von Epik durchzogen. Dieses Album ist Counterparts, es ist Perfektion und das beste seines Genres. Es zeigt erneut, wie wichtig die Band für die gesamte Welt der harten Gitarrenmusik ist!

Fazit

10
Wertung

„A Eulogy For Those Still Here“ setzt sich ganz lässig auf den Thron des Melodic-Hardcores. Es spielt raffiniert mit den Erwartungen, welche man an Counterparts hat und während es diese mit klassischen Breakdowns, brutalen Screameinlagen und brachialen Instrumentals zunächst perfekt erfüllt, setzt es immer und immer wieder ein Sahnehäubchen oben drauf. Meistens in Form von auf einmal einfließenden Clearvocal Passagen, welche so großartig daherkommen, dass die Überraschung schnell Platz machen muss, um der Begeisterung zu weichen. Dazu dann noch diese genial depressiven, traurigen Lyrics über Tod, Trauer, Zweifel und All das schlechte in unseren Köpfen. Schon liegt vor uns das beste Melodic-Hardcore Album, welches ich jemals gehört habe.

Dave Mante