Dieses Werk präsentiert zwei Seiten der Band. Zum einen ist da das wohlig Vertraute, welches die Ohren der alten Zuhörerschaft sofort wiedererkennen dürften. Alles klingt zwar ähnlich, natürlich bedingt durch Olis kaum bis gar nicht veränderte Gesangsstimme und unfassbar eingängig. Und dennoch schlägt „Von wegen Punkrock“ eine Brücke. Eine Brücke zu einem neuen Abschnitt in der Geschichte von AOP. Das liegt sowohl am neuen Bandmitglied Christian „Stukki“ Stephan hinter den Drums und andererseits an einer etwas veränderten Grundhaltung. AOP standen schon vor ihrer Auflösung für persönliche Songs mit Emotionen und Beziehungsaspekten, der wohl bekannteste Titel „Mutter Theresa“ drehte sich ums Feiern und rotiert heute noch in vielen Partyplaylisten dieses Landes. Nun mischt sich ein neuer Aspekt in die textlichen Inhalte der Gruppe: Politische Meinung, Ablehnung, ernste Worte. Der Unterhaltungskünstler Simon Pearce verfasste einmal ein Gedicht namens „Bei Hitlers brennt noch Licht“. AOP wurden darauf aufmerksam und in Absprache mit Simon findet sich dieses Gedicht nun vertont auf „Von wegen Punkrock“ wieder. Auch „Ich will es nicht mehr hören“ oder „Meine Freude“ nehmen eine ablehnende Haltung gegenüber gerade stattfindenden Prozessen ein und klingen nicht mehr so nach Friede Freude und dem altbekannten Eierkuchen. Die Zeiten sind rauer geworden, auch für AOP und dem was die Band textlich sowie musikalisch transportiert. Den Humor haben die Drei aber keineswegs verloren. Im Song „Zum Punk hat’s nicht gereicht“ nehmen AOP alle Kritiken aufs Korn, die ihnen in den vergangenen Jahren entgegen geschleudert wurden und heute noch werden. Dass sie dabei einen so unfassbar hartnäckigen Ohrwurm produzieren (gegen den man sich beim Aufschreiben des bloßen Namens schon nicht mehr wehren kann), rundet den Titel wunderbar ab.
Es ist jedoch nicht nur die neue Musik der Band, die das erste Album nach der Wiedervereinigung von AOP besonders macht. Auch das Drumherum ist bemerkenswert. So kündigte die Band ihr Album an und ließ jedem Fan oder Interessierten die freie Auswahl, ob er das Album auf CD oder Vinyl für sich selbst kauft und bezahlt, oder an zwei Menschen verschenken möchte. Verschenken?! Ganz genau, verschenken. Völlig kostenlos flatterten zum Release beinahe 666 CDs in ebenso viele Briefkästen und ließen ihre Empfänger*innen wohl nicht selten staunen.