Sanfte Glockenspiele und ein Rhodes bauen sich knapp eineinhalb Minuten auf, bevor endlich die erste Gitarrensaite, der erste Drum-Hit ertönt. Ab diesem Zeitpunkt wird das Album nicht eine Spur härter, druckvoller oder aufdringlicher. Im Gegenteil: American Footballs "LP3" steigert seine süßlich-einlullende Wirkung mit jedem Song, jedem Gitarrenarpeggio, jedem gesäuseltem Zweifel Mike Kinsellas. Der Dream-Pop der Band behält seinen Vibe aus Emo, Indie und Pop-Punk, zelebriert in seinen Songstrukturen aber radikal ein anderes Prinzip: Wirkung durch Wiederholung. Ganz ähnlich wie auf Bon Ivers 2016er Meisterwerk "22, A Million" passiert auch auf den 47 Minuten von "LP3" nicht viel, gerade innerhalb der Songs. Da liegt jedoch das große Kunststück von American Football: Sie bezirzen ihre Hörerschaft so lange mit den intimen Beats und schwebenden Gitarrenarrangements, bis sie anfangen, ihre Köpfe auszuschalten. Und dann sind sie da, wo sie American Football haben wollen.