Ach, die Helden unserer Jugend. Als Teenager Tag und Nacht gehört, gefühlt und gelebt. Als halbwegs Erwachsene haben wir dafür oft ein zwiespältiges Verhältnis zu einst so hießgeliebten Bands und Künstlern. Punk-Bands wie die Toten Hosen haben schon länger den letzten Funken Rebellion verloren und sind neben den neuen deutschen Pop-Proleten Mark Forster, Max Giesinger usw. vollständig zur Feel-Good-Maschinerie der Langeweile im eingeschlafenen Merkel-Deutschland geworden, Blink-182, die Helden des College-Lebensgefühls, sind nur noch ein Schatten ihrer selbst (falls sie denn jemals gut waren) und von der schon immer etwas peinlichen Nu-Metal-Bewegung wollen wir gar nicht erst anfangen. Was aber mit denjenigen, die Mitte der 90er die letzte große Jugendbewegung der Rockmusik, den Britpop, in Gang gesetzt hatten? Was ist mit den Gallagher-Brüdern?
Was zwischen all den Skandalen und Streitereien während der Bandgeschichte von Oasis und auch nach ihrer Auflösung 2009 immer mehr untergeht, ist, dass die beiden mal wirklich gute Musik gemacht haben. Ihr Erstling „Definitely Maybe“ ist das erfolgreichste Debüt des Vereinigten Königreichs aller Zeiten, der Nachfolger „(What’s The Story) Morning Glory?“ gilt laut der BRIT Awards gar als das beste britische Album der letzten 30 Jahre. Und selbst die größten Oasis-Kritiker (und Blur-Fans) mussten sich früher oder später eingestehen, dass die proletarische Arbeiterband aus Manchester mal nicht weniger als die größte Rockband der Welt war – man denke nur an ihr gigantisches Doppelkonzert 1996 in Knebworth vor insgesamt 250.000 Menschen, zu dem jeder vierte Brite eine Karte haben wollte. Noel schrieb mit „Don’t Look Back In Anger“, „Some Might Say“ oder „Slide Away“ Hymnen für die Ewigkeit am Fließband und Liam agierte als charismatischer Frontmann mit asozialem Charme, der seine Rampensau-Schnauze in jede Kamera hielt. Anlässlich des Erscheinens von Liams Solodebüt (das kurze Kapitel der Oasis-Nachfolger-Band Beady Eye ist bis auf wenige Ausnahmen leider zum Vergessen) und Noels kommenden, drittem Soloalbum „Who Built The Moon“ läuten Oasis-Fans aus aller Welt nun zum Oasis-Revival in den Köpfen und ultimativen Kampf der beiden Brüder, ausnahmsweise mal auf musikalischer Ebene. Wie aber kommen die beiden ohne einander und den Rest der Band aus? Lebt „As You Were“ tatächlich zu großen Teilen von Oasis-Nostalgie?