Es ist noch nicht wirklich lange her, dass unsere Redaktion wieder einmal deutlich gemacht hat, wie Fjørt-verrückt sie eigentlich ist. Das gilt beeindruckenderweise fast für unser gesamtes Team, das sich sonst eigentlich musikalisch immer ziemlich divers zeigt. Sogar unser hausinterner Fjørt-Muffel Jan lies sich bei den Köln-Konzerten spontan dazu breittreten, eine Karte für die "D'accord"-Show zu kaufen - und wurde nicht enttäuscht. Keiner von uns war aber wohl jemals derartig verrückt nach dieser Band wie unser Ex-Redakteur Merten. So ist es nicht ganz überraschend, wie unsere "Redaktions-Scouts" ihn damals ausfindig gemacht hatten. "Ich war 2017 so bekloppt, meiner Lieblingsband hinterher zu reisen", erinnert sich Merten, der mittlerweile bei Bad Assumption Bass spielt. "Also wirklich jede Show, egal ob Kiel oder Graz, Wien oder Aachen. Und weil ich ja nie die Fresse halten kann, hab ich einen Tourblog dazu verzapft. Da hatte ich dann auch mal einen legitimen Grund, mir einen tumblr-Account zu machen. Ich war da ja eigentlich ewig late to the party. Da hab ich jede Nacht reinverzapft was ich so erlebt hab auf der Reise und auf der Show. Beim Konzert in Leipzig hat mich dann AdW-Chef Lucio angeschnackt, dass er das ja ganz jeil finden und mich dem Chefredakteur Jakob bei der Show morgen vorstellen würde und ich erinnere mich, dass der damals übelst skeptisch war, ob so'n Herzblutblogger auch adäquat redaktionell arbeiten kann. [Wirklich?! Anmerkung des pikierten Chefredakteurs.] Meine Proberezension hat er dann auch in der Luft zerpflückt, ich glaube auf zwei ganzen DinA4-Seiten?! Genommen wurde ich trotzdem, wofür ich sehr dankbar bin! Ich hab nie wieder so freudig Musik entdeckt wie zu der Zeit. Der manchmal sehr persönliche, manchmal sehr verquere Austausch über Musik, Stile, Genres, Lebensläufe und Skandale im Chat und in Präsenz ist mir zum Glück bis heute erhalten geblieben!"
Obwohl Merten seit einigen Jahren nicht mehr für unser Magazin schreibt, ist er nach wie vor in allen Telegram-Gruppen ein gern gesehener Gast. "Das Team ist sehr dynamisch, aber ein paar Kolleg:innen aus meiner aktiven Zeit sind noch da. Das heißt auch die gemeinsamen Erlebnisse wie Konzerte und die AdW-Treffen im Ei [großartige Kneipe und sowas wie unser Stammlokal, Anm. d. Red.] in Hannover haben noch Bedeutung in der Beziehung zueinander! Den Kontakt da zu halten ist dann einfach nice und die Stimmung ist auch einfach nach wie vor so herzlich, dass ich nie ganz gehen wollte. Nur unbezahlt arbeiten wollt ich nicht mehr für den Saftladen!"
Die letzte schnippische Bemerkung haben wir uns zu Herzen genommen und haben Merten deswegen nun mit seiner Band zu unserem Jubiläumskonzert eingeladen - die Branche erlaubt nicht gerade eine fürstliche Gage, aber sie erlaubt eine Gage! Vor vielen Menschen zu spielen ist dabei gar nicht so selbstverständlich: Bad Assumption veröffentlichten ihr Debütalbum quasi pünktlich zum Beginn der Pandemie und mussten nach der Releaseshow sämtliche Konzerte ausfallen lassen. Erst seit diesem Frühjahr war es der Gruppe wieder möglich, sich regelmäßig live auf der Bühne auszuleben. "Am 01.04 haben wir am Tag, an dem die Hygienemaßnahmen Konzerte ermöglicht haben, direkt vor 200 Menschen gespielt", erzählt Merten. "Das war so bombastisch irre. Das erste Konzert nach über 700 Tagen direkt das größte jemals auch! Und genau so ging es weiter. Höhepunkte waren definitiv die Festivals! Wir haben geile linke Feste bespielen können, sind mehr als einmal von heute auf Morgen eingesprungen und ich hab jedes Mal die Zeit meines Lebens! Und diesen Herbst sind wir endlich auf Tour. Kannst du dir vorstellen, wie das ist? Ich hatte für März 2020 unsere Tour gebucht, die fiel komplett flach. Zweieinhalb Jahre später jetzt hab ich wieder eine Tour gebucht und diesmal findet sie statt. Ich check das noch gar nicht, weil ich das noch nie in meinem Leben gemacht habe."
Nicht ganz ohne Nebennote erscheint die aktuelle Konzertsaison, wie wir in letzter Zeit immer wieder leidvoll mitbekommen. "Ich buche ultra gerne Shows und stoße gerade auf weit weniger Zurückhaltung oder Skepsis als ich befürchtet hatte", sagt Merten. "Klar, deine Show kann bis zum Tag X kippen, wenn du oder ein Bandfriend Corona kriegt oder der Veranstalter oder oder oder. Irgendwas kann immer sein! Gerade spüre ich eher den Vibe, dass alle zuversichtlich sind mit angepassten Impfstoffen, vielleicht Masken im Innenbereich gut durchzukommen, weil nix wieder dicht gemacht wird. Wir sind zum Glück noch keine Band, die krass vom Vorverkauf abhängig ist. Wir fangen damit gerade erst an. Manchmal läuft der gut, manchmal läuft der gar nicht. Aber zu sehen, wie KMPFSPRT, Mantar, Smile&Burn Shows absagen wegen Tickets gibt echt ein flaues Gefühl. Vor allem, weil die Gründe so vielfältig sind."
In diesem Sinne freuen wir uns um so mehr auf den Abriss der Woche, der unserem Jubiläum den gebührenden Rahmen geben wird. Wir freuen uns, Merten dann in ganz neuer Konstellation wieder in unseren Reihen begrüßen zu dürfen - Karten für das Konzert am 30. Oktober in Hamburg gibt es im Vorverkauf.