„Ich habe gemerkt, dass ich es total langweilig finde, Logos für eine Firma zu machen“, sagt Stefan Skødt und reflektiert damit eine wichtige Erkenntnis auf seinem künstlerischen Weg. „Ich mag den alternativen Metal-Stil, der Look ist so surreal und dunkel. Das ist spannender, als einfach etwas gut für einen Kunden aussehen zu lassen.“
Skjoedt geht einer Profession nach, die in ihrer konkreten Spezialisierung Seltenheitswert hat: Er gestaltet Albumcover für Musiker und widmet sich damit ganz einem Zweig, der für Popkultur eine entscheidende künstlerische Bedeutung hat, obwohl ihm gar kein konkret musikalischer Aspekt zugrunde liegt. Artworks sind besonders auf Vinyl-Verpackungen ein ganz besonderer Blickfang, die der einer Platte innewohnenden Musik einen ersten optischen Ausdruck verleihen. Um dieses visuelle Standbild einer eigentlich in Schall und Raum verfließenden Kunst wie Musik zu erreichen, gehen Künstler ganz unterschiedliche Wege. Die niederländischen Hardcore-Punks Swain rasierten für ihr 2016 erschienenes Album „The Long Dark Blue“ etwa kurzerhand einem Freund ein Loch in die Kopfhaare und platzierten dort mittels eines (echten!) Tattoos den Albumtitel. The xx wählen für jede ihrer Platten das selbe minimalistische Grundmotiv, wodurch schon die Artworks allein eine konstante Ästhetik erzielen. Und ein Kanye West scheint sich manchmal komplett der Spontanität hinzugeben und schießt das Artwork von „Ye“ einen Tag vor Veröffentlichung kurzerhand mit seinem iPhone.
In den 70er-Jahren entstehen viele der ikonischsten Rockplatten aus einer einzelnen Schmiede: Hipgnosis. Die britische Grafikagentur zeichnet sich unter anderem für die ikonischsten Pink-Floyd-Cover verantwortlich und schuf etwa mit dem Artwork zu „Dark Side Of The Moon“, ein Motiv, das wahrscheinlich mindestens so viele T-Shirts wie Alben verkauft hat. Doch diese Zeiten haben sich geändert: 1985 meldete Hipgnosis Insolvenz an, Technologie und Vernetzung ermöglichen deutlich vielfältigere Quellen der Cover-Entstehung. Skjoedt ist mit seinem Ansatz daher in gewisser Weise besonders – wenn auch nicht ganz allein. „Ich bin in einer Community aus Metal-Artwork-Künstlern“, erzählt er. „Wir sind etwa hundert Leute aus der ganzen Welt. Manche Leben davon, andere machen es nur nebenbei.“
Skjoedt selbst gehört zu ersterer Kategorie und kann von seinen Grafiken leben. Der Weg zu diesem Punkt in seinem Leben ist ein ziemlich organischer. „Ungefähr mit 10 habe ich angefangen, in Microsoft Paint herumzuspielen“, beschreibt er seine Anfänge. „Ich bin nicht viel rausgegangen, deswegen hatte ich viel Zeit, um Sachen zu malen oder Webseiten im ersten Internet Explorer zu erstellen. Ich habe meine Fähigkeiten mit Postern oder Logos ausgebaut, in erster Linie für mich selbst. Das war viele, viele Jahre, bevor ich mit anderen Menschen zusammengearbeitet habe.“ Getreu seinen Anfängen ist Skjoedt ein Kind digitaler Kunst. Mit Grafiktablett und PC fühlt er sich deutlich wohler als mit Stift und Papier. Die Spezialisierung zur Musik entsteht aus der eigenen Biographie. „Ich war viele Jahre lang Musiker und war besonders in der Metal-Szene verankert“, erklärt Skjoedt seine musikalische Heranreifung. „Ich habe für viele meiner Bands die Artworks gemacht. Natürlich kannte ich einige Menschen aus der Szene und manche von denen haben mich dann gefragt, ob ich auch für sie ein Cover machen könnte. So habe ich mich irgendwann spezialisiert, ich mache immer noch hauptsächlich Metal-Artworks.“