In der griechischen Mythologie waren Greifen vor allem dafür bekannt, Schätze – genauer gesagt Goldvorkommen – zu bewachen. Einige Quellen berichten von den Wesen auch als todesmutige und unbändige Beschützer ihrer Jungen. Im Christentum wurde der Greif, als Mischwesen aus Löwe und Adler, mit Jesus in Verbindung gebracht, denn schließlich war auch der teils irdisch und teils himmlisch und galt als Beschützer der Schwachen. Zeal & Ardor mögen also den Kontinent gewechselt haben, die Symbolik bleibt aber weiterhin. In den Video-Clips zu den vier Vorabsingles des Albums spinnt sich die mythologische Story weiter. Im Video zu “to my ilk” sehen wir eine Greifenstatue, dazu eine Beschreibung des Wesens als “Essenz der Stärke und Erhabenheit” und “loyalem Begleiter der Tapferen”. In “Clawing out” treffen wir dann auf die vermeintliche Antagonist:innen dieser Geschichte: die Arimaspi. Die Band bezieht sich hier auf die Erzählungen des griechischen Dichters Aristeas, der das Volk der Arimaspi als einäugige, berittene Greifenjäger beschreibt. Laut dem Text im Video steuern sie die Welt immer weiter Richtung Dunkelheit. Sind das also diese Eliten, gegen die sich der Greif in Basel symbolisch auflehnt. Die Darstellung der Person im Video, schwarz gekleidet auf dem Rücksitz einer teuren Limousine, lässt sich jedenfalls nur zu gut als Teil der superreichen Einflussnehmer:innen deuten. Weiter geht die Erzählung im Clip zu “Fend You Off”. Wir sehen in das zunehmend angespannter werdende Gesicht einer Person am Steuer eines Autos. Immer wieder blickt sie sich nervös um. Ist sie die Chauffeurin der Person aus dem vorherigen Video, Verfolgerin oder Verfolgte? Der Text klärt uns über die “Descendant” (Nachfahren) auf. Getarnt als Menschen vertreten Sie den Geist des Greifen und tragen “die Fackel des Widerstands” gegen die Arimaspi. Im “Hide in Shade”-Video erfahren wir dann letztlich, wonach sich die “Descendant” umschaut. Auf dem Rücksitz des Autos liegt ein Greifenei. In der Mythologie werden Greifeneier oft mit Edelsteinen assoziiert, gleichgesetzt mit dem Schatz, den der Greif selbst mutmaßlich bewacht. Sie werden auch mit dem Aetitstein assoziiert, einem Mineralgemisch, das im Mittelalter als Medizin zur Geburtshilfe verwendet wurde. Symbolisiert das Ei in diesem Fall also den revolutionären Geist des Greifen, der bald in einer nächsten Generation wiedergeboren wird?