Vielleicht doppelt schlimm, waren Culcha Candela eine der Bands, die ihre letzte Tour nicht vollständig beenden konnten. “Wir haben das live mitbekommen” erzählt mir einer der Sänger. “So...Halt, Stop, für Euch gehts jetzt nicht weiter und seitdem hat sich da nichts dran geändert. Und das ist natürlich schade. Gastronomen tun uns ja auch mega leid. Aber wenn man von der Bedeutung her quasi unter das Niveau von Friseuren rutscht, dann weiß man ungefähr wie groß der Stellenwert von Musik in der Gesellschaft ist. Und das ist etwas, was uns wirklich traurig stimmt. Aber ey, nichts gegen Friseure”, sagen die Band lachend.
Chino sagt dazu: “Es war echt ein bisschen bizarr, wir waren genau in der Zeit in der das losging mit der Pandemie auf Tour, im Februar und März. Quasi vor der ersten Welle haben wir da unterwegs und die letzten Shows waren dann auch die letzten überhaupt in dem Bundesland. Das letzte Konzert in Hessen, die letzte Show in Bayern und das Abschlusskonzert in Berlin konnten wir dann schon gar nicht mehr spielen, weil dann schon der Lockdown gegriffen hatte. Es war ganz merkwürdig für uns. Wir hatten total Spaß, es war ausverkauft und dann zack Pandemie. Dann war nichts mehr so wie es vorher war.” Vielleicht aber auch irgendwo Glück im Unglück, dass die letzte Tour von Culcha Candela “nur” das Konzert in Berlin als Tribut gefordert hat. Manch andere Band oder Künstler:in stand in den Startlöchern, als die Pandemie einsetzte.
Inhaltlich gibt es auf der neuen Platte “Top Ten” viele Songs, die “Positivität besingen und bestärken. Also, zusammenhalten und so die größten Herausforderungen überwinden. Songs wie 'Leb jetzt', 'Hope' oder 'Für Immer' - thematisch hat uns das schon bewegt, aber Culcha Candela steht immer für Positivität, fürs nach Vorne schauen.” Auf die Berliner hat die Pandemie auch gewirkt und wenn der Miesepeter eingezogen ist, ist es schwer, Partysongs zu schreiben. “Aber auf der anderen Seite haben wir es vermieden, explizit Lieder über Corona zu schreiben, das will doch auch kein Mensch hören.”
Musikalisch und handwerklich ist alles gleich geblieben, aber mental hat die seltsame Zeit dann doch zugesetzt. "Eine sehr bedrückende Situation. Und man darf auch nicht vergessen, dass wir eine 20-köpfige Livecrew haben, die für diese Zeit dann kein Einkommen hatte. Eine riesige Katastrophe, vor allem für die Crew.” So ein Aspekt wird tatsächlich leicht vergessen, dass eine Band eben nicht nur aus den Musikern besteht, sondern auch Menschen hinter und vor der Bühne hat. “Es gibt Tage, an denen einem mal die Decke auf den Kopf gefallen ist. Und wir hoffen, dass wir mit der hoffnungsvollen Musik und dem neuen Album den Menschen etwas Positivität geben können. Beim Song 'Hope' zum Beispiel haben wir eine Riesenresonanz bekommen, also haben wir da offenbar einen Nerv getroffen.”