Was das Team des Pegasus Open Airs dabei immer weiter antreibt, ist aber offensichtlich vor allem das Interesse an unentdeckter Musik. Der Couchtisch im Wohnzimmer der WG wird von zahlreichen alten Konzertkarten und Aufklebern geschmückt, die Arbeitsweise des Teams bei der Auswahl der Bands ergänzt dieses Bild. 182 Acts haben sich für das Pegasus Open Air 2019 beworben, darunter sind auch Bewerbungen aus den USA, Österreich, Norwegen und Dänemark. Trotz dieser massiven Zahl macht das Team es sich zur Aufgabe, jede einzelne Bewerbung anzuhören. Für zweieinhalb Tage pferchen sie sich gemeinsam in Dennis‘ Zimmer ein. Namen und Hintergründe aller Kandidaten kennt nur Dennis selbst, damit der Rest des Teams sein Urteil allein auf Grundlage der Musik bilden kann. Die Auswahl ist ein Kraftakt, der aber notwendig für eine faire Entscheidung ist. „Die Bands, mit denen wir so verkehren, machen vielleicht mal eine Aufnahme und bewerben sich dann bei uns“, beschreibt Florian den Prozess. „Unter Umständen ist diese Aufnahme dann aber auch schon zwei Jahre alt. Da finde ich es unfair, die gleich rauszuwerfen, nur weil ein Song vielleicht etwas rumpelig klingt. Deswegen schauen wir dann gerne noch, wie die Band eigentlich live ist. Und wenn man merkt, dass die mit ihrem Sound 500 Leute von der Bank reißen, muss man das auch mit einbeziehen.“ Aus diesem guten Willen geschieht nicht nur die Belegung für die sieben Slots des Festivals mit äußerster Gewissheit, sondern auch der Fall einer negativen Rückmeldung – Dennis schickt noch immer persönliche Absagen an alle Bands, die es nicht auf das Festival geschafft haben. Trotz der zahlreichen Bewerbungen ist das Team auch initiativ weiterhin auf der Suche nach guter Musik, Florian besucht so zum Beispiel regelmäßig Contests oder kleinere Konzerte, um neue Bands zu entdecken und anzusprechen.
So ist die Standfestigkeit des Pegasus Open Airs wohl vor allem in der akribischen Beständigkeit der dahinterstehenden Personen zu suchen, die damit einmal im Jahr für einen besondere Veranstaltung sorgen. Das Event hat in Mölln ein Alleinstellungsmerkmal inne und lockt dadurch sogar die Generation der digitalen Abendunterhaltung nach draußen – auch, wenn sich das Publikum des Festivals längst nicht auf diese Altersklasse beschränkt. „Du triffst am Tag des Festivals Leute, die schon 80 Jahre alt sind, sich aber persönlich bedanken, dass du das mit auf die Beine gestellt hast“, erzählt Hanna. „Die Arbeit im Team ist unglaublich spannend“, beschreibt Florian seine Motivation, die ihn dazu bringt, über das ganze Jahr etliche Stunden in die Organisation eines einzigen Tages zu stecken. „Es ist toll zu sehen, wie wir uns alle weiterentwickelt haben, wie wir persönlich wachsen, wie sich Freundschaften entwickeln, wie wir mit Herausforderungen umgehen. Man lernt viele neue Dinge, steht mit etlichen Menschen in Korrespondenz. Das ist ein spannender Prozess, der einen reifen lässt.“ Dieses individuelle Voranschreiten zeigt sich besonders aus der Perspektive von Hanna, die im Team des Pegasus Open Airs für die Grafiken zuständig ist: „Ich habe kurz vor dem ersten Jahr das Logo gestaltet. Ich hatte zwar schon vorher ein bisschen mit Grafik gearbeitet, aber das ist nie irgendwo abgedruckt oder veröffentlicht worden. Da ist es natürlich spannend, durch die Stadt zu laufen und überall deine Plakate zu sehen. Besonders krass war, als wir das erste Mal das Banner auf der Bühne aufgehangen haben und du diese kleine Zeichnung, die du irgendwann mal gemacht hast, plötzlich in total groß siehst.“ Florian bringt diese Philosophie auf den Punkt: „Dieses Festival bietet Raum für Ideen, die dann im Laufe der Zeit fliegen lernen.“ Eine schöne Allegorie für ein Projekt, das mit einem geflügelten Wappentier nach außen tritt.