Irish Folk als Genre spielte in meinem Musikgeschmack meistens eher die zweite Geige (höhö). In den allermeisten Fällen, in denen Künstler:innen, vor allem aus dem Bereich der Rockmusik, versuchen traditionelle Instrumente wie Banjo, Akkordeon oder die berühmte Tin-Whistle in ihre Version von Punk, Rock oder Metal einzubinden, endet das in einem peinlichen Cheesiness-Fest (außer bei Flogging Molly, Flogging Molly dürfen alles!). Dass es aber auch ganz ohne Cringe funktioniert, irische Volksmusik zu modernisieren, beweisen Moxie auf diesem Album eindrucksvoll. Meine Liebe zu irischen Künstler:innen beschränkte sich bis 2021 vor allem auf Fontaines D.C., die sich mit ihrem manischen Post-Punk und dem schmuddeligen Dubliner Charme schon lange in mein Herz geschrammelt hatten. Als ich aber bei einer Irlandreise im Herbst 2021 in einer Hostelküche stand und Gemüse schnibbelte, drangen Akkordeonklänge an meine Ohren, die ich so noch nie gehört hatte. “Slimp”, der vierte Track von “Dawn of Motion”, war mein Türöffner in das Genre Post-Trad, und diese Anspielstation ist auch die, die ich allen ans Herz legen möchte, die das auch nur ansatzweise interessant finden. Denn wenn ihr das nicht geil findet, werdet ihr auch den Rest des Albums nicht feiern.