Ich bin eigentlich eher aus Zufall auf dieses Album, beziehungsweise auf diese Band gestoßen. Als ich 2020 als Aushilfe hinter den Kulissen eines Livestream Events gearbeitet habe, durfte ich mir natürlich auch den ein oder anderen Auftritt live im Konzertsaal anschauen. Eine der Bands hat mich schon alleine durch ihren Namen neugierig auf ihre Show gemacht, weshalb ich es mir natürlich nicht entgehen lassen hab, den Auftritt von Oberer Totpunkt anzuschauen. Schon nach wenigen Sekunden war ich fasziniert von ihrer abgespacten Musik, in Kombination mit diesem teilweise schon eher furchteinflößenden gesprochenen Textpassagen, wodurch sie es auch schaffen, diese bedrückende, beinahe schon beängstigende Stimmung in ihren Songs zu erzeugen.
Es ist eben dieser harte Gothic Wave, der irgendwie chaotisch, aber gleichzeitig auch bedacht klingt, in Kombination mit gesprochenen Textfetzen, die sowohl kühl als auch stark emotional aufgeladen wirken. Meiner Meinung nach ist das Album so in etwa das musikalische Äquivalent zu einem facettenreichen Wutausbruch, was halt gleichzeitig auch perfekt zum Albumtitel „Neurosen Blühen“ passt. Diese wutentbrannte Energie spürt man vor allem in Tracks, wie „Warum ich dich getötet hab“, der auch mein persönlicher Favorit auf der ganzen Platte ist, oder „Macht“, bei dem einem auch noch einmal der Einfluss dieser Textpassagen auf die Atmosphäre der Songs bewusst wird. Für mich ist es diese bizarre Grundstimmung, die man beim Hören augenblicklich spüren kann, die das Album so spannend macht.