Im Kreuzverhör

Im Kreuzverhör #13: Queen - "A Night At The Opera"

Einmal monatlich stellt sich die Redaktion gemeinsam Platten außerhalb ihrer Komfortzone. Dieses Mal wirft Torsten einen absoluten Klassiker von Queen in den Ring.
A Night At The Opera

Fast 44 Jahre ist es her, dass Queen eines ihrer wichtigsten, wenn nicht sogar das wichtigste Werk ihrer Karriere veröffentlicht haben. „A Night At The Opera“ besticht durch seine Vielseitigkeit und durch das Brechen damaliger Tabus. Aufgrund der Komplexität und der aufwendigen Produktion war es zu seinem Release am 21.11.1975 das bis dato teuerste Album. Obwohl es viel negative Kritik für das Werk gab, war es das erste Nr. 1 Album der Briten. Schon mit dem ersten Track „Death On Two Legs (Dedicated To…)“ wird schonungslos mit dem ehemaligen Manager der Band abgerechnet. Textphrasen wie „You Suck My Blood Like A Leech“ waren in den 70ern eher ungewöhnlich und eckten sofort an. Gefolgt von dem Swing/Jazz angehauchten „Lazing On A Sunday Morning“ geht es mit der Platte nahtlos (ich finde den Übergang jedes Mal aufs neue Klasse) in „I‘m in Love With My Car“ über. Roger Taylor schrieb den Song als Liebesode an seinen damaligen Alfa Romeo. Der Song war auch die B-Seite der ersten Singleauskopplung des Albums. Das anschließende „You‘re My Best Friend“ ist dem einen oder anderem aus dem Radio bekannt und eines der Queen Hits. John Deacon schrieb es für seine Frau Veronica. Es war die zweite Singleauskopplung der Platte und hatte als B-Seite „‘39“. Der Song „‘39“, welcher sich ebenfalls auf dem Album befindet, erinnert eher an ein Stück von einer Folk/Country-Band, als an eine Rockband aus den 70ern. Recht neu für die Zeit war hingegen „The Prophet‘s Song“. Ähnlich pompös und aufwendig aufgebaut, wie Queens „Bohemian Rhapsody“ geht es um den vorhergesagten Untergang der Welt. Wo wir gerade bei dem Thema sind: „Bohemian Rhapsody“ Ein Jeder kennt, glaube ich, diesen Song. Ein Song, welches eher an eine Oper, als an einen Radiotrack erinnert. An dieser Stelle möchte ich gerne mal ein paar Fakten zu dem Stück erwähnen, um die Komplexität zu verdeutlichen: „Bohemian Rhapsody“ wurde in 5 Tonstudios aufgenommen. Für die Gesangsharmonien wurden 84 Stunden Aufnahmezeit für insgesamt 120 Stimmspuren benötigt. Das Gitarrensolo brauchte eine Woche Produktionszeit, der Opernteil drei weitere Wochen. Insgesamt verschlang die Produktion eines einzigen Songs: 45.000 £. „Bohemian Rhapsody“ war die erste Singleauskopplung und landete auf Platz 1 in den Charts. Obwohl es für die 70er kein Radiosong war, da es schlicht zu lang und zu unglatt war. Ich habe mich für diese Platte zum Kreuzverhör entschieden, da es mal eine etwas andere Platte ist. Trotz der Vielfältigkeit ist die Platte dennoch sehr rund und diese vielen Stilwechsel wirken nicht nervig, sondern irgendwie passend. Wenn es auch für manche Queenfans DAS Album überhaupt ist, ist mein Lieblingsalbum der Band ein anderes. Dennoch nimmt die Platte einen hohen Stellenwert ein. Da das Album zur damaligen Zeit viele Tabus brach und für viel Aufruhr sorgte, würde mich interessieren wie die Hörer es knapp 44 Jahre später wahrnehmen. Egal ob man Queen mag oder nicht, die Jungs haben Rockgeschichte geschrieben und sicherlich einigen anderen Bands den Weg geebnet. Und unabhängig davon, finde ich, dass „A Night At The Opera“ ein großartiges Werk der Musikgeschichte ist.

Liebe, Liebe, Liebe! Dieses Album ist für mein Jüngeres Ich eine kleine Offenbarung gewesen. Da ich bis dato nur „We Will Rock You“ und „We Are The Champions“ von Queen kannte, hat mich diese Vielfalt früh fasziniert. Und je älter ich wurde, desto mehr verstand ich diese Platte. Natürlich war es am Anfang auch bei mir „Bohemian Rhapsody“, welches meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Und das auch zu Recht: Die Komplexität lässt mich noch heute an seiner Bedeutung zweifeln. Und doch ist mein heutiger Liebling „Death on Two Legs (Dedicated To...)“ Zum einen beherbergt es eine aggressive Ader, die ich von der Band so nicht kannte und auch in der Form nicht kannte. Dazu noch dieser knallharte Text über den Manager, der die Band ausnutzt und hintergeht. Dieses verbale Ohrfeigen ist eine wahre Wonne und ein gebührender Einstieg in diese großartige Platte. Auch wenn Queen aus selbst mir unbekannten Gründen aus meinem musikalischen Alltag nach und nach verschwindet, so machen sie mir doch bei jedem Hören wieder Freude und „Death On Two Legs“ ist mein Song, sollte ich jemals „Footloose“-artig vor Wut tanzen wollen. Was eher selten vorkommt.

 

Queen gehört zu meinen frühesten musikalischen Kindheitserinnungen (abgesehen von Benjamin Blümchen-Kassetten, Die Prinzen und Pur), da mein Vater großer Fan ist. Die Band hat etliche Klassiker geschrieben und zu Recht den Status, den sie hat und trotzdem höre ich sie kaum. Auch nach mehrmaligem Hören, wurde ich mit vielen Songs nicht so ganz warm und das war schon immer so und wird es auch immer bleiben. Ich achte die Band für ihr Schaffen und hasse Torsten für den Ohrwurm von „Bohemian Rhapsody“, aber nach dem Schreiben dieser Zeilen, habe ich Spotify direkt wieder verlassen und Queen wieder zu den Bands gelegt, die wichtig sein mögen, aber niemals meins sein werden. Ähnlich wie Tool, David Bowie oder Nirvana. Ich will sie mögen, kann es aber einfach nicht. Das Album ist gut, unterhaltsam und musikalisch begeisternd, aber ich hab die ganze Zeit darüber nachgedacht, was ich eigentlich hören möchte und schäme mich auch ein bisschen dafür. Ändert aber nichts. Würde Torsten das Album bei unserem nächsten Road-Trip in den Player werfen, würde ich aber sicherlich ein bisschen mitsingen.