Hört man das Album das erste Mal, merkt man schnell, dass irgendetwas anders ist. Die Dramatik hat sich gesteigert. Das Feiern neigt sich dem Ende. Rogers waren schon immer sehr politisch. Mit „Augen Auf“ erreichen sie aber ein neues Level. Die Texte sind ernster, aggressiver und direkter. Dafür ist das Musikalische nicht mehr das, was es war. Konzerte der Düsseldorfer waren immer eine gemeinsame Party. Das hat man auch auf den Alben hören können. Nun gibt es Tracks wie „Früher“, „Helden sein“ mit Sebastian Madsen und „Unter Tränen“. Ist das gut oder schlecht?
Das ist eine wirklich schwere Frage. Eines fällt beim Hören auf. Während „Nichts zu verlieren“ wirklich ein Album war, stehen die Titel auf der neuen Platte mehr für sich selbst. Schnell wird klar, Rogers haben sich weiterentwickelt. Von Anfang an herrscht eine Dramatik, die ihresgleichen sucht. „Nie euer Land“ besitzt ein fast schon episches Intro, welches mit einer Offenheit gleich schließt, die man oftmals nicht so sieht. „Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen müsste“ und „Ihr seid sowas von 1933“ sind nur zwei Beispiele. Während sich aber früher der Refrain stark aufgebaut hat, steht hier die Melodik im Vordergrund. Zudem hat die Düsternis wirklich die Oberhand gewonnen. Durch eine sehr niedrige Tonlage der Gitarre und der Stimme harmoniert alles miteinander und es wirkt sehr ernst.
Das soll sich auch durch das ganze Album ziehen. Menschlichkeit, Freiheit und Antirassismus sind schon früher Themen gewesen, die Rogers in ihren Texten aufgearbeitet haben. Die Darstellungsart war ebenfalls offen und direkt. Nie standen die Texte aber so sehr im Vordergrund wie bei „Augen auf“. Rogers haben sich mit ihren bisherigen Veröffentlichungen eine gute Grundlage gebaut, um mit ihrem neuen Album darauf aufzubauen. Zudem ist das Spektrum der Stilmittel deutlich weiter. Ein Track wie „Vorbei“ war bislang fast undenkbar. Jeder Takt wird stark betont, die Gitarrenline weist schon fast in den Jazz-Punk.