Portrait

Unter dem Radar #22: May The Tempest

Wie könnte es anders sein, es geht mal wieder um Corona. Aber nur am Rande. Wie Undergroundbands im Promomodus in dieser Zeit ein Album rausbringen können, zeigt die Münchner Post-Hardcore-Formation May The Tempest. Sänger Lucci stand uns Rede und Antwort.

Heimat: München

Genre: Post-Hardcore

Bisher veröffentlicht: “Siren“-EP (2015); „Bitter Taste“-EP (2016) "Rise To Remain" (19. März 2021)

Für Fans von: Architects, Alazka

 

Der Gründungsprozess von May The Tempest liest sich wie ein Relikt aus vergangenen Tagen. Natürlich wurde in Musikerportalen nach Gleichgesinnten gesucht, aber es wurden eben auch Aushänge in Plattenläden gemacht. Und siehe da, es funktionierte. May The Tempest waren geboren, es war das Jahr 2015. Was folgte, war die erste EP im selben Jahr, im Folgenden gleich die zweite. Hier kreuzte sich bei einem Konzert dann auch der Weg mit unser ersten UdR-Band „Resist The Ocean“.

Dann ging allerdings alles etwas langsamer. 2017 entstand der feste Plan für das erste Album. Bis 2021 sollte sich der Plan noch nicht umsetzen lassen. Denn in den Prozess fielen schöne und weniger schöne Ereignisse. Denn die Agentur, welche die Europatour von „Miss May I“ planten, fragten die Band als Support an. Eine Einladung, die nur zu gern angenommen wurde. Nach Ende der Tour ging es wieder an das Album, allerdings durchkreuzte schon das nächste Problem den Prozess, der Shouter verlies die Band und Ersatz musste her. Dann kam das Jahr 2020 und es sah danach aus, als ob es endlich klappen würde, der Release-Termin wurde auf Mai festgelegt, die heiße Phase konnte kommen. Auf Instagram wurde alles auf null gestellt und auf das Ereignis vorbereitet. Doch dem wurde - wie jedem klar sein dürfte - nicht so. Schon früh im Jahr veränderte sich die Situation und mit Lockdown und Quarantäne verzögerten sich die geplanten Abläufe weiter. „Wir sind in einem Komplex aus Proberäumen und es wurden in diesem Komplex in Augsburg mehrere Razzien durchgeführt. So wurden Bands, die sich nicht an die Regelungen gehalten haben und sich trotzdem getroffen haben, eben erwischt und die Bands haben richtig harte Strafzahlungen kassiert.“ May The Tempest hielten sich an die Regelungen, konnten aber somit auch nicht so weiterarbeiten, wie man es hätte machen wollen. So entstand auch das Musikvideo zu „Clouds“ unter eher widrigen Umständen. „Das Video ist ja nicht viel mehr als ein Spaziergang durch die Innenstadt. Allerdings eben unter strengen Regelungen. So mussten wir halt in den meisten Teilen der Innenstadt Masken tragen, was man im Video ja auch sieht.“ Doch es sollte sich noch ein weiteres Problem einstellen, denn gemeinsam aufnehmen ging eben auch nicht. „Das war schon echt verdammt schwer. Normalerweise haben wir uns ja direkt absprechen und abstimmen können. Aber es durfte dann eben immer nur einer von uns zum Aufnehmen ins Studio.“ So musste der Release, der von Mai auf August geschoben werden musste, abermals geschoben werden. Und diesmal scheint alles glatt zu gehen.

May The Tempest lassen zudem in der Produktion ein weiteres Relikt vergangener Zeiten aufleben. Aktuell vertreiben sie in ihrem Shop ein eigenes Tape. „Es scheint ja irgendwie wieder zurückzukommen, außerdem ist es ein verdammt schönes Merch. Zumindest wenn man sie schön gestaltet, was ja anscheinend auch möglich ist.“ Ein kleiner Traum in diese Richtung ist leider noch nicht realisierbar. „Eine eigene Vinyl wäre schon geil, aber wir machen ja bislang alles ohne Label. Und die Alben die wir verkaufen, verkaufen wir - wenn überhaupt - auf Shows. Das würde also jetzt einfach nur kosten und das muss in dieser Phase wirklich nicht sein.“ Finanzielle Fehlschläge gab es im Zuge von Corona leider auch, allerdings belief es sich auf einen verkraftbaren Rahmen. „Der Typ von der Agentur, die uns für die Miss-May-I-Tour engagiert hat, mit dem sind wir ins Gespräch gekommen und er hat uns erzählt, wo er sonst so Shows organisiert und er meinte, dass er hauptsächlich in der Ukraine zu tun hätte. Mit dem haben wir uns weiter verständigt, leider ist daraus aus bekannten Gründen auch nichts geworden.“

Doch was machen May The Tempest musikalisch aus? Was auffällig ist, sind die harten Breakdowns. In klassischer Metalcoremanier wird hierauf wieder ein besonderer Augenmerk gelegt, der bei sehr vielen Genreneulingen fehlt. Dazu ergänzen sich die Shouts von Lucci perfekt mit den Clean-Gesängen von Gitarrist und Sänger Jonas. Auch hier geht im Post-Hardcore oft viel von der aufgebrachten Energie verloren. Doch hier bleibt der Härtegrad beständig. Die ausgefeilten, filigranen und sehr klaren Riffs verleihen dem Sound eine progressive Ader. May The Tempest stehen für DIY, wie die meisten Newcomer, haben es aber mit Corona um ein vielfaches schwieriger. Allerdings ist es im März endlich soweit und das Debütalbum „Rise To Remain“ kann endlich erscheinen, womit die vierjährige Odyssee der Platte ein Ende findet. „Das nächste Ziel ist dann wirklich, endlich mal etwas mehr außerhalb Bayerns zu spielen.“ Dass das klappt hoffen wir alle.