Taha und "Medizin": Wut und Angst

Aus Kex Kuhl wird Taha, der sich wieder in Richtung Punk zurückbewegt und mit "Medizin" eine Pop-Punk-Platte im 2000er-Emo-Style herausbringt. Auch auf dem neuen Album spricht Taha über seine Ängste, Depressionen und die Sehnsucht nach Serotonin.


Unter neuem Namen und mit eigenem Label bringt Taha sein Debütalbum „Medizin“ heraus. Eigentlich ist es schon sein zweites Album, das erste entstand aber noch in seiner Zeit als Kex Kuhl. Nun macht er mit seinem bürgerlichen Namen Musik und schlägt mit seiner neuen Platte eine Pop-Punk-Richtung ein.

Schon im Intro wird deutlich, dass Taha sich weiter in Richtung Punk bewegt, statt sich - wie auf seiner letzten Platte - von seiner ruhigen Seite zu zeigen. Statt leiser Gitarrenklänge gibt es wieder mehr Bässe und fette Gitarrensoli auf die Ohren. Dieser düstere Pop-Punk erzeugt eine sehr melancholische Stimmung, die an Emo aus den frühen 2000ern erinnert.

 

"Aus Depression wird Todeswunsch, aus Angst wurde Panik“

 

Taha hat schon als Kex Kuhl über seine Angstzustände, Panikattacken und Depressionen gesprochen. Der Text hat Tiefgang und wird von den Instrumentals gestützt, sodass Taha es schafft, seinen Schmerz, aber auch seine positiven Erlebnisse zu vertonen. Durch diese Ehrlichkeit in seinen Texten kreiert er eine ganz besondere Atmosphäre.

In „Panikk“ geht es beispielsweise um diese Angst, die sich im ganzen Körper bemerkbar macht und auf eine gewisse Art lähmend wirkt. Gemeinsam mit Swiss, Crystal F und Tamas entsteht ein Track, der einer Vertonung einer manischen Episode gleicht. Taha wird dazu wesentlich rockiger und lauter.

„Ja ich habe Angst, aber nicht vor euch“

 

Es geht aber auch um die unfassbare Wut, die sich durch täglich neue Angriffe von rechts immer weiter zuschürt, bis sie letztlich zur Explosion führt. Es ist ein Hass auf den Polizeiapparat, auf einen Staat, der jede antifaschistische Idee sofort zu zerschlagen versucht und auf eine Gesellschaft, die schweigt und Probleme ignoriert, die sie persönlich nicht betreffen.

„ich bin sicherlich bald tot und nur um das zu kaschieren benehm’ ich mich wie ein Idiot“

 

Es geht auch viel um Selbsthass. Man fühlt sich nicht gut genug und schottet sich deshalb ab, um andere nicht zu verletzen. Das man dabei nicht nur die anderen, sondern auch sich selbst verletzt, beschreibt Taha gewohnt wortgewandt.

Unkonventionelle Liebessongs, Geschichten von Angst, Wut und Verzweiflung. All das thematisiert Taha auf seiner neuen Platte „Medizin“. Dadurch, dass Taha sein Album über sein eigenen Label herausgebracht hat, konnte er die Chance nutzen und selbst entscheiden wie seine Musik klingen soll. Das Endresultat sind elf Tracks, die durch harte Themen und finstere Bilder vom Abgrund bewusst melancholisch klingen. In Kombination mit den Pop-Punk-Instrumentals im 2000er-Emo-Pop-Style schafft es Taha, seine Gefühle auf diesem Album zu vertonen.

Fazit

8.4
Wertung

Kex Kuhl wird zu Taha und aus den leisen Gitarrenklängen wird Emo-Pop-Punk. Dabei trifft er genau den richtigen Ton und behält seinen textlichen Tiefgang bei. Eine sehr emotionale Platte, die es schafft, Szenen von Angst und Schmerz zu vertonen, dabei aber auch auf das Thema Liebe zu sprechen kommt.

Paula Thode