Dabei hat gerade ein Michael Gira in seinem Leben das Glück, ein Universum geschaffen zu haben, das ein Bleiben auch über die Daseinsspanne seines Urhebers geradezu erzwingt. Wie stark die Identifikation der Klangwelt von Swans mittlerweile ist, spürt man auf „The Beggar“ vor allem dann, wenn sie mit ihren Erwartungen bricht. Das – man muss es wirklich so sagen – nur dreieinhalbminütige „Los Angeles: City Of Death“ klingt auf fast schon obskure Art und Weise kompakt geordnet, geordnet melodisch, außerhalb der Swans-Welt gewohnt – in seiner Absurdität poppig? Die Irritation dieses Moments kann man vielleicht nur in voller Größe erfassen, wenn man sich vor Augen führt, dass auf der selben Platte eine Komposition solchen Ausmaßes vertreten ist, dass sie selbst auf zwei Seiten einer Vinyl zusammen nur knapp Platz finden könnte. „The Beggar Lover“ ist dabei über den Großteil seiner 43-minütigen Laufzeit mehr packendes Hörspiel mit zahlreichen Wechselspielen und bildet keinen direkten Nachfolger zum ähnlich umfangreichen Monolithen „Bring the Sun / Toussaint L’Ouverture“ von „To Be Kind“, in dem noch eine halbe Stunde über einem einzigen stehenden Akkord arrangiert war. Stattdessen klingt „The Beggar Lover“ fast wie die imaginierte Version eines Lebens, das kurz vor dem Ableben noch einmal am Sterbenden vorbezieht. Diese Vorstellung wird besonders treffend, weil das Stück mit quergeschobenen Versätzen aus dem Swans-Klassiker „Amnesia“ endet, das schon auf dem Vorgänger „Leaving Meaning“ erneut aufgegriffen war.
„The Beggar“ hat so seine großen Momente und diejenigen, die Michael Giras Erbe einfach zu zementieren scheinen. So erreicht dieses Album trotz hohem Niveau nicht ganz die Klasse seines Vorgängers – und lässt doch bitter wünschen, dass dies hier noch keine wirkliche Abschiedsplatte ist.