Insgesamt versammelt die Platte eine Reihe starker Songs. Dazu zählen klar auch die Vorab- Releases wie „Alphabet“, welcher noch sehr an Songs des Debüts erinnert. „Snow Day“ hingegen geht neue Wege, ist unruhig, auch durchaus tiefgreifender und entwickelt Dynamiken, die durch den begleitenden Bass und die Background-Shouter gewaltig wirken. Dieses Muster findet sich auch in weiteren Songs wieder. Tracks wie „Water in the Well“ sind hingegen verspielter und könnten sogar als Soundtrack eines Coming-of-Age-Films dienen. Vor allem zeigen sie aber das Talent des Sängers Charlie Steen, während des ganzen Albums verschiedene Rollen anzunehmen. Somit wird „Drunk Tank Pink“ stellenweise zu einer Theaterinszenierung.
Shames Stärken bleiben die fetzigen Tracks, die man am besten laut genießt. Dennoch lohnt es sich, auch den ruhigeren Songs eine Chance zu geben. Mit seinen bestechenden Lyrics ragt „Human, For A Minute“ hervor. Ebenjenes gilt auch für „Station Wagon“, welcher hervorragend komponiert und als würdiger Closing Track gewählt wurde.
Das Album wirkt insgesamt unkonventioneller als das Debüt „Songs of Praise“ von 2017. Es büßt etwas ein, was man beim Vorgänger noch „frech“ genannt hätte, ohne dass die Band dabei ihre musikalischen Wurzeln verleugnet oder gar gänzlich verliert.