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KMPFSPRT und "Aus Gegebenem Anlass": Solidarität mit Zuversicht und Hoffnung

Die Kölner Band KMPFSPRT begibt sich mit ihrem fünften Studioalbum zurück zu ihren Wurzeln im Songwriting und liefert mit „Aus gegebenem Anlass“ erneut ein kritisches Punk-Album ab, welches zwar deutlich zeigt, was zurzeit alles schiefläuft, aber dennoch den Hörenden vor Augen führt, dass es sich lohnt gegen Missstände aufzustehen.

Bereits im Januar 2023, parallel zu den Correctiv-Enthüllungen zur AFD-Konferenz in Potsdam, kündigten KMPFSPRT mit der Single „Bisher alles gut“ ihr neues Album an. Die Single entwickelte sich mit ihrem Aufruf zur Solidarität und der Hoffnung, den rechtsradikalen Irrsinn noch zu stoppen, zum Soundtrack der aufkommenden Protestbewegung gegen Fremdenfeindlichkeit in Deutschland. Sie verdeutlichte aber auch den kommenden Sound der Band. Diesmal entstanden – so wie vor vierzehn Jahren beim Debüt „Jugend mutiert“ – alle zwölf Songs im Studio unter Beteiligung aller Bandmitglieder. Dabei wurden sie von den Produzenten Kurt Ebelhäuser und Michel Wern im Songwriting-Prozess unterstützt. Das Ergebnis ist melodischer Punkrock mit Gitarre, Bass und Schlagzeug, der aber noch direkter und roher als auf den Vorgängeralben klingt. Jan Gruben bearbeitet sein Schlagzeug, dass es nur so scheppert, der Bass (Dennis Müller) führt dezent den Takt, sodass sich die Gitarren (Richard Meyer, David Schumann) mal klar, mal verzerrter austoben können. 

In den Songs schleudern Richard Meyer und David Schumann die Lyrics in einer Direktheit und Unverblümtheit und durchaus wütend entgegen, die in der Regel keine Zweifel an der Intention aufkommen lassen. Dabei geht es um autobiografische Erlebnisse („Fast keine Jugend“), die Gewissheit, dass die Nazis „nicht die Antwort auf die Frage“ sind, Kapitalismuskritik oder auch die Verantwortung der Eltern- und Großelterngeneration für den Zustand der Welt („Schade, dass die Welt uns nicht versteht“). Auch wenn das Ich in den Texten an der Gesellschaft in ihrer angeblichen Perfektion eingeht und zerbricht, sind Hoffnung und Zuversicht der „Funke, der [uns] am Laufen hält, […], wenn der Orkan [uns] entgegenweht. KMPFSPRT geben den Mut nicht auf. Sie sehen in der Gesellschaft die Fähigkeit zum Widerstand gegen innere und äußere Gefahren und Leiden, gerade auch gegenüber radikalen und extremen Ansichten, denn „wir sind immer noch viel mehr, das werden die schon sehen“.

„Aus gegebenem Anlass“ ist zusammenfassend ein Album, das nach vorne blickt, ohne die aktuellen gesellschaftlichen und persönlichen Anliegen aus den Augen zu verlieren oder sich mit ihnen abzufinden. KMPSPRT werden nicht müde, sich dagegenzustemmen. Der mit Elementen aus Hardcore, Indie und Pop-Punk typische Punkrock der Kölner Band unterstreicht diese Attitüde kraftvoll. Letztlich ist es ein „Trugschluss der Dummen“ zu glauben, dass die Mehrheit der Bevölkerung nicht willens ist, sich Gehör zu verschaffen. KMPSPRT haben aus gegebenem Anlass den Sound dazu geliefert.

Diskografie
  • Jugend mutiert (2014)
  • Intervention (2016)
  • Gaijin (2018)
  • Euphorie und Panik (2022)

Fazit

8.4
Wertung

Es wird Zeit, nach vorne zu blicken und zu erkennen, dass wir als Menschen und unsere Gesellschaft noch nicht am Boden liegen. Wir sollten Hoffnung haben und Zuversicht verspüren. KMPFSPRT untermauern dies eindrucksvoll mit ihrem fünften Album. Ob augenscheinschliche Perfektion, Aufstieg der AFD oder scheinbar aussichtslose Zukunft – die Kölner Band ruft auf zum Widerstand, zum Auf- und Dagegenstehen und zum Mut, sich zu sich selbst zu bekennen. Dabei kommt die Kraft der Songs aus der Energie der Band, die ihr Songwriting komplett ins Studio verlegt hat. Der Sound des Punkrocks wirkt direkt, egal ob rau oder melodisch, und hallt lange im Kopf nach. Eine starke Ansage an alle Berufspessimisten!

Frank Diedrichs