Grumpster und "Fever Dreams": Punk mit Besonderheiten

So oder so ähnlich könnte man das Album „Fever Dreams“ von der kalifornischen Garage Punk Band Grumpster. Das Trio beweist aufs neues dass Punk nicht tot ist und behandelt über 10 Songs die Sorgen der Mid-Zwanziger Generation.

Punk mit einer gewissen Finesse. Kleiner Spoiler; die Songs sind vom Ablauf und Aufbau mehr oder weniger ähnlich, allerdings versteht es das Trio, diese gleichbleibende Formel mit einigen raffinierten Gimmicks aufzuwerten. Bereits im ersten Song „Fever Dream“, der auch den Titeltrack der Platte bildet, ist die kleine Besonderheit der chromatische Abwärtslauf am Ende der Refrains. Die kleine Hook sorgt für das gewisse etwas, dass den Song von Songs anderer Bands abhebt. Der Song „Crash“ wird mit den Worten „Today I almost crashed my car for fun. I'm at my limits because I don’t have anyone.“ Sehr makaber, wo doch die Gesangsmelodie sehr geradlinig und dadurch schon fast unschuldig ist. Allerdings ist es genau das, was die Platte so interessant macht. Dieser Gegensatz, die leichte Verlorenheit vieler Menschen in diesen Mittzwanziger-Jahren, das unterschwellige „ist doch egal, wir sterben eh bald alle“. Die Melodie erinnert schon fast an eine Melodie eines Kinderliedes. Ganz ohne raue Stimme oder Scream, wird der ruhige Gesang von der Pop-Punk Instrumentierung getragen.

„Better Than Dead“ ist ein weiterer Song, der es versteht mit hervorragender Dynamik zu arbeiten. Unerwartete Breaks vom Schlagzeug oder der gesamten Band wirken als Gegenpol zu den sonst sehr simplen Akkordfolgen. Darüber hinaus leitet der Song hervorragend in den darauf folgenden Titel „Picture“ über. Ein ebenfalls toller Song, aus dem man vielleicht eine Homage an die Hochzeiten von Green Day heraushören kann. Mit Knallgas durch den ganzen Song ist er Live sicherlich ein Garant fürs Pogen. Auch hier überrascht aber wieder die Dynamik. Denkt man sich zu Beginn einen standardisierten Pop-Punk Song, so wird man am Ende des Songs vom Outro überrascht. Reinhören empfohlen.

Der Song „Vicious“ bildet als Ballade an fünfter Stelle die Hälfte des Albums. Akustische Gitarre, Schüttelei, lebendige Pausen und organischer Gesang ohne Autotune oder ähnlichen Schnick Schnack bringen diesen Song direkt ins Herz der Hörer:innen. Ein wirklich schön geschriebener Song, der im späteren Verlauf sogar mit Pfeifen und mehrstimmigem Backgroundgesang eine perfekte Abrundung findet. „It feels like I have lost control of everything worth fighting for - its a cycle. Vicious cycle“. Wer fühlt sich nicht so in den jungen Jahren der Adoleszenz. Dieses Thema wird auch auf dem Song „Enjoy It While It Lasts“ behandelt. Alles an Text hier niederzuschreiben würde den Ramen sprengen, doch lohnt es sich bei diesem Song auf den Text zu achten. Sänger/Bassist Donnie Walsh versteht es tiefe Texte mit einfachen Melodien zu versehen. Generell besteht diese Band aus fähigen guten Musikern. Agate (Drums) und Deetz (Gitarre) beweisen ihr Können über dies gesamte Platte hinweg und noch einmal gesondert auf dem fast komplett instrumentalen Song „Mirrors“.

Produziert wurde das Album von Anti-Flag Bassist Christopher Lee Barker, aka Chris #2. Während eines Livestreams forderte er die Band auf ein paar Songs zu schreiben, die er gern produzieren würde - und so ist „Fever Dream“ entstanden. Durch die Unterstützung der größeren Band aber vor Allem durch ihren eigenen Antrieb und musikalischem Können wäre es nicht verwunderlich Grumpster bald auch vermehrt in Europa anzutreffen. Punk's not dead, und diese Band hat es um ein weiteres Mal bewiesen.

Fazit

7
Wertung

Viele Bands, die sich auf die Fahne schreiben, dass sie Punk machen, machen dann zu standardisierten. Grumpster hingegen finden einen tollen Grat zwischen gleichen Formeln und neuen Elementen, wodurch sie Punk ihren ganz eigenen Klang haben. Dynamische Feinheiten an den richtigen Stellen ist die Zauberformel. Ein tolles Album!

Jan-Severin Irsch