Reviews

Employed To Serve und „Conquering“: Die innere Mitte

Auf ihrem vierten Album scheint die britische Metalcore-Band Employed To Serve zu sich selbst gefunden zu haben. Dass die innere Mitte nicht immer ein ruhiger Ort ist, zeigen sie auf „Conquering“.

Doch zunächst begrüßt uns der Opener „Universal Chokehold“ tatsächlich mit Streichern und sanften Arpeggios, um uns schließlich das Schlagzeug und dessen Blastbeats vorzustellen, die uns den Rest des Albums begleiten werden. Darauf setzen die Gitarristen Sammy Urwin und David Porter groovige Riffs, die Fans von Knocked Loose und Code Orange glücklich machen werden. Den Sound ist zudem geprägt vom Wechselspiel der Growls von Justine Jones und Sammy. Die neue Rhythmusgruppe, bestehend aus Bassist Nathan Pryor und Drummer Casey McHale hält den metallischen Hardcore der Band auf Kurs, auch wenn die Gitarren manchmal in Richtung Post-Rock ausscheren, wie in „Sun Up To Sun Down“. Insgesamt sorgt die Band im Rahmen der stilistischen Möglichkeiten immer wieder für Überraschungen. „Exist“ variiert gekonnt das Tempo zwischen metallischen Grooves und einem treibenden, slayeresken Mittelteil, „Twist The Blade“ beginnt dagegen mit Klargesang, dessen Melodie auch von The Story So Far stammen könnte. Überhaupt, die Einbindung von Klargesang gelingt Employed To Serve auch auf Songs wie „Mark The Grave“ und dem finalen „Stand Alone“ sehr organisch und songdienlich.

Trotzdem bleiben sie ihren Hardcore-Wurzeln treu. Am deutlichsten wird das auf „We Don’t Need You“. Im Chorus wird der Titel standesgemäß geshoutet. Doch auch mit Doom und Sludge gibt es keine Berührungsängste: „World Ender“ ist vergleichsweise langsam und wird von einem schleppenden Riff mit wenigen Variationen über knapp fünf Minuten getragen. Häufig sind die Texte geprägt von den Erfahrungen des Lockdowns und davon, plötzlich auf sich selbst zurückgeworfen zu sein. Dieser Zwangssituation ein positives Moment abzugewinnen und als gestärkte, ausgeglichene Persönlichkeit daraus hervorzugehen, versuchen Employed To Serve mit „Conquering“ – und schaffen es dabei, dem Metalcore-Einheitsbrei etwas Eigenes abzugewinnen.

Fazit

7
Wertung

Auf „Conquering“ erobern sich Employed To Serve ihren Platz auf den Schultern der Metal-Riesen. Deren Einflüsse bleiben genauso erkennbar wie die eigene Handschrift der Band.

Steffen Schindler