Reviews

Emil Bulls und "Love Will Fix It": Brachial ins neue Jahr!

Auch wenn die Floskel "Lange war es ruhig" bei den niemals müden Emil Bulls so gar nicht passt, liegt das letzte reguläre Album über sechs Jahre zurück. "Love Will Fix It" reiht sich in eine lange Chronik an Veröffentlichungen ein und markiert hier inoffiziell Studioalbum Nummer Zehn. Doch was steckt drin im neuen Werk der Münchener?

"Reguläres Studioalbum"? "Inoffiziell Nummer Zehn"? Diese hier gewählte Aufzählung der seit dem Jahr 2001 erschienenen Studioalben klammert das zuletzt und in 2019 erschienene "Mixtape" als Coveralbum aus. Lässt man also beim Blick auf die Diskografie alle weiteren Veröffentlichungen, Kompilationen oder Live-Akustik-Scheiben außen vor, steht hier die zehnte echte Studioplatte von Emil Bulls in den Startlöchern. Diskussionen, Besserwisserei oder Anmerkungen bitte in die Kommentarspalte oder direkt an die Autor:innen des Enzyklopädiebeitrags.

"Kill Your Demons" rollte im Jahr 2017 wie der darauf befindliche Titel "The Ninth Wave" nur so über uns hinweg, bestach ganz typisch für die Band mit brachialen Riffs und Momenten sowie im Kontrast dazu fast schon ZU tanzbaren Stellen wie im Refrain von "Euphoria". Und doch gab es kritische Stimmen zum Werk. Die richtig gute Nachricht vorab: Egal wie viele Bands sich im Laufe der Zeit musikalisch aufweichen (lassen), "Love Will Fix It" knallt! Undzwar so richtig. Auch wenn der Alternative-Metal der Münchener zuletzt auf "Kill Your Demons" nicht bei Jedermann für Begeisterung sorgte, ist es das, was dieser Stil unter dem Strich jederzeit dürfen sollte. Jegliche Sorgen darüber,  dass die vorab veröffentlichten Singles wie "The Devil Made Me Do It", "Whirlwind Of Doom" und "Love Will Fix It" als Titeltrack wie so oft erlebt die Filetstücke waren, die dann auf einem Album voller matschiger Reste untergehen, sind komplett unbegründet. "Whirlwind Of Doom" wirkt zwar beim ersten Anhören vor allem durch die Wiederholungen im Refrain nicht wie die allerkreativste Nummer im Repoirture von Emil Bulls, hat sich jedoch schneller im Ohr verankert als einem das manchmal lieb ist. "Doom, Doom, Doom..."

Auf "The Devil Made Me Do It" muss zwingend näher eingegangen werden. Selten stand ein Song der Band so bedeutend für den Sound von Emil Bulls selbst. Ohne groß nachzufragen direkt auf die Zwölf und ein geflüsterter Spannungsaufbau, der dann direkt im melodiösen Refrain des Titels mündet. Textlich wird zu Gott geschworen, vom Teufel bessesen zu sein. Die in unserer Review zu "Kill Your Demons" getätigte Aussage, dass einige Songs live deutlich besser funktionieren werden als sie auf Platte klingen, ist bei Konzertmonstern wie Emil Bulls zwar mit einem Nicken zu quittieren, jedoch klingt "Love Will Fix It" im Gesamten deutlich runder. Wenn auf diesem Album also die aufgenommenen Tracks schon richtig (!) Spaß machen und man dazu weiß, was einen auf einer Show von Emil Bulls erwartet, könnte die Ausgangslage für die Münchener vor der anstehenden Tour deutlich schlechter sein. Der Party-Effekt wird wieder hinten angestellt und der Fokus auf abwechslungsreiche Musik im Gewand des Alternative-Metal gelegt. Seien es dabei die im Vergleich eher langsameren Nummern "Levitate" und "She Ain't Coming Back No More" (mit schöner Double-Bass-Untermalung) oder "Happy Birthday You Are Dead To Me", das ein bisschen so weird und durchgedreht klingt wie es der Name vermuten lässt. Bandtypisch entlassen uns Emil Bulls mit "Together" auch aus "Love Will Fix It" mit einer Ballade, die ganz im Zeichen ihrer Vorgänger an Zusammenhalt und Gemeinschaftsgefühl appelliert. Ein schön anzuhörender Titel am Ende einer Emil Bulls-Platte, die nach "Sacrifice To Venus" und "Kill Your Demons" als klarer Schritt nach vorn zurück zu sehen ist.

Fazit

8
Wertung

Emil Bulls schicken uns ziemlich überraschend ins neue Jahr. "Love Will Fix It" ist ein Album, das nahezu alles was ich am Sound dieser Band liebe wieder zusammenführt. Weniger auf Party machen und mehr mitten in die Gesichtsleisten rein. Ein Erwachen, das gerne von Dauer sein darf!

Mark Schneider