Da im Wechsel aufgetreten wird, folgt eine halbstündige Show der Berliner Band Herbst auf der Nebenbühne. Das Publikum hat es auf dem Gelände des Pell-Mell Festivals sehr einfach, muss sich nur umdrehen, ein paar Meter gehen und steht vor der kompakten Bühne neben dem Getränkezelt. Praktisch!
Herbst versuchen sich zwischen Rock und Metal zu platzieren und wissen mit deutschen, eingängigen Texten und melodischen Gitarrenriffs durchaus zu unterhalten. Ich verfolge den Auftritt etwas abseits der Bühne und nehme im Augenwinkel bereits wahr, wie der von Auftritten der Band bereits bekannte, schwarze Vorhang mit den weißen Buchstaben "Emil Bulls" vor die Hauptbühne gezogen wird. Ein paar Momente bevor sich die aktuell bei Herbst aufhaltenden Gäste auf den Rückweg zur großen Bühne machen, schlendere ich bereits hinüber und nehme den gleichen Platz wie bei Destination Anywhere, leicht rechts vor der Bühne in der zweiten bis dritten Reihe ein. Ein weiterer Vorteil des Festivals: Es wird nie so richtig eng vor der Bühne, wenn man sich nicht gerade ins Getümmel mittig vor den Bands begibt. Doch dazu gleich mehr.
Emil Bulls gehören seit einiger Zeit zu den regelmäßig auf meinem Plattenspieler rotierenden Bands. Nach zwei Konzerten in Köln und in der Nähe von Siegen steht heute meine erste Festivalshow der Münchener an. Die Texte sitzen und die Zuschauer sind durch die vergangenen Shows bereits so aufgewärmt, dass es nicht lange dauert bis das Publikum zum Sound der Band eskaliert. Aus sicherer Entfernung beobachte ich zunächst wie ein dauerhaftes Moshpit vor der Bühne entsteht, um mich anschließend selbst hineinzuwerfen. Mir kommen diese Ausflüge immer vor wie ein Tunnel, der aus Körperkontakt, viel Licht, singenden Menschen, dem Aufheben von Leuten und der Reaktion auf die Füße der Crowdsurfer aus der Luft besteht. Man begibt sich hinein, es passiert unfassbar viel auf einmal und man fällt am anderen Ende nass geschwitzt und außer Atem wieder heraus. Dann heißt es kurz erholen und das Ganze von vorn. Emil Bulls spielen ein brachiales Set, an dem es nichts auszusetzen gibt. Vor der Bühne sehe ich den einen oder anderen Teilnehmer des Junggesellenabschieds wieder, ebenfalls textsicher, sodass "Nothing In This World" als einer meiner ewigen Favoriten der Band inklusive gemeinsamen Hinsetzen und anschließender Ekstase gemeinsam gefeiert wird. Grüße gehen an dieser Stelle raus!